[487] Berberei, die Küstenstaaten des nördl. Afrika mit Ausschluß Aegyptens, vom Mittelmeere bis an die Sahara reichend. Sie ist von dem Atlas in mehrfachen Längenzügen von West nach Ost durchzogen, diese selbst durch viele Querthäler gespalten, so daß das Terrain sehr zerrissen erscheint. Große Flüsse können sich bei dem mit dem Gebirge parallelen Laufe des Meeres und der Wüste nicht bilden; sie sind Küstenflüsse oder verrinnen im Sande der Wüste oder in einem der vielen Salzseen. Das Klima ist nach der Erhebung des Bodens sehr verschieden; das Gebirge kennt Winterkälte und Schneestürme und selbst das tiefer liegende Land hat oft empfindlichen Temperaturwechsel; im Ganzen ist es der Uebergang von dem gemäßigten Klima zum tropischen; Weizen und Weintraube gedeihen neben den Südfrüchten, der Baumwolle und Dattelpalme; letztere ist besonders auf den Oasen am Wüstenrand sehr zahlreich und wird von den Einwohnern sehr sorgfältig und verständig gepflegt. Dasselbe Verhältniß zeigt die Thierwelt; Pferd, Rind, Schaf, Ziege, Kameel, Eber u.s.w. leben neben Löwen, Panther, Schakal, Hyäne und Affen. Der metallische Reichthum des Atlas ist noch nicht bekannt, scheint jedoch nicht sehr bedeutend zu sein. Die Ureinwohner, die Berbern, von welchen das Land den Namen hat, bewohnen besonders das Gebirge; in den Städten ist die maurische Bevölkerung vorherrschend, in den Ebenen die eingewanderte arabische; im Gebiete von Algier nimmt seit 1830 die europ. Bevölkerung jährlich mehr zu. Im Alterthum siedelten sich um das Jahr 900 v. Chr. bereits Phönicier an. Die eine Kolonie derselben, Karthago, bedeckte die Küste mit einigen hundert Töchterstädten und brachte den Numidiern und Mauren ihre Cultur; an der Gränze gegen Aegypten gründeten die Griechen die 5 Städte in der Cyrenaika. Im letzten Jahrh. v. Chr. traten die Römer ein und dies in solcher Anzahl, daß die latein. Sprache die herrschende wurde. Damals war Nordafrika so angebaut, daß es für Rom eine Kornkammer wurde; die zahlreichen und großartigen Ruinen, die sich überall diesseits des Atlas finden, zeugen für die Menge und Größe der Städte. Das Christenthum verbreitete sich sehr schnell und die afrikan. Kirche hatte 400 Bisthümer und Kirchenväter wie St. Cyprian und St. Augustin. Nach der Theilung des röm. Reichs zählte die B. zu dem abendländ. Reiche; 429 n. Chr. wurde sie von den Vandalen erobert, welche 533 von dem byzantin. Feldherrn Belisar unterworfen wurden. Gegen Ende des 7. Jahrhunderts drangen die Araber ein, eroberten außer dem Gebirge alles Land, bevölkerten die Ebenen mit ihren Stämmen und vernichteten das Christenthum bis auf die letzte Spur. Von dem Khalifate trennte sich die B. frühe und in Tripolis, Tunis, Algier und Marokko herrschten periodische und theilweise glänzende Dynastien. Als die osman. Türken die Uebermacht am östl. Mittelmeere errangen, erstreckte sich ihr Einfluß bis [487] Algier; sie vernichteten die kleinen Dynastien und so bildeten sich die sogen. Barbareskenstaaten, die den europ. Ländern am Mittelmeere so gefährlich wurden. Es ist indessen nicht zu leugnen, daß die Christen durch ihren Haß gegen die Moslemin, namentlich aber durch die Ritterorden der Johanniter, später Rhodiser und Maltheser, welche ihrem Gelübde gemäß gegen die Moslemin einen immerwährenden Krieg führen mußten, die sogenannten Barbaresken in beständiger Feindschaft erhielten und ihnen Seeraub und Sklavenjägerei zur Gewohnheit machen mußten. Mit der Herrschaft der Franzosen über Algier und dem einstweiligen Uebergewicht der Europäer über Aegypten scheint für Nordafrika eine neue Epoche angefangen zu haben.