Bereszina

[490] Bereszina, Nebenfluß des Dnieprs im russ. Gouvernement Minsk mit sumpfigen Ufern, merkwürdig durch den Uebergang der Franzosen vom 26.–29. Nov. 1812. Dem franz. Heere, kaum 70000 Mann stark, aufgelöst und halb verhungert, folgte Wittgenstein nach, das jenseitige Ufer aber hatte Admiral Tschitschakow besetzt. Eine auf Flößen übergesetzte Abtheilung genügte, um den Brückenbau zu decken, der aus dem schlechtesten Material bei 17° Kälte über den mit Treibeis bedeckten Fluß mit unsäglicher Mühe zu Stande kam. Nach Vollendung der ersten Brücke setzte Oudinot über und vertrieb die Russen vom jenseitigen Ufer; eine zweite Brücke für Fuhrwerk und Geschütz war indessen auch fertig geworden, und die noch geordneten Truppen gingen über den Fluß, während Marschall Victor die nachrückenden Russen zurückwarf. Als aber die Nachzügler, der größte Theil der Armee, auf die Brücken kamen, begann die Unordnung und Verwirrung; viele wurden erdrückt oder in den Fluß gedrängt. In der Nacht vom 27. waren sie nicht zu bewegen, über die Brücken zu gehen; am Morgen aber begann das Drängen aufʼs neue, und als Wittgenstein nachdrücklicher angriff und sein Kanonenfeuer die Brücken erreichte, wurde die Verwirrung gräßlich. Am 29. Morgens 6 Uhr zog die Arrièregarde [490] hinüber, um 8 Uhr wurden die Brücken angezündet und die zurückgebliebenen Nachzügler, Verwundete u.s.w. fielen den Russen in die Hände. Die Franzosen verloren 10000 an Todten und Verwundeten, 15000 Gefangene und fast alles Geschütz.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 490-491.
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