Borghese

[616] Borghese, ein röm. Fürstengeschlecht, ursprünglich aus Siena stammend von Augustin B. im 15. Jahrh., der sich in den Kämpfen Sienas mit Florenz auszeichnete. Die Familie kam besonders empor durch Camillo B., welcher 1605 als Paul V. Papst wurde. Francesco B., Bruder des Papstes, war Anführer der päpstlichen Truppen. Marco Antonio, Neffe des Vorigen. erhielt 1605 das Fürstenthum Sulmona u. den Titel als Grande von Spanien. Scipione B., Schwestersohn des Papstes, nahm den Namen B. an, wurde Cardinal u. ist der Erbauer der berühmten Villa Borghese, welche früher die ausgezeichnetsten Kunstwerke enthielt, unter denselben der sterbende Fechter von Agasias, Amor und Psyche etc.; die meisten kamen nach Paris. Giovanni Battista B. erwarb durch seine reiche Gemahlin Olympia Aldobrandini 1684 das Fürstenthum Rossano, und ebenso bereicherten sich dessen Sohn Marco Antonio II. und Enkel Cam. Ant. Franc. Baldasarre durch Heirath in die Familien Spinola u. Colonna. Ein Enkel des Letzten war Camillo Filippo Lodovico B., Fürst von Sulmona u. Rossano, geb. zu Rom 1775, heirathete 1803 die Wittwe des General Leclerc und Schwester Napoleons, Pauline, ward dadurch Prinz von Frankreich und General, Generalgouverneur der Provinzen jenseits der Alpen, trennte sich aber nach Napoleons Abdankung von seiner Gemahlin und lebte in Florenz, wo er 1832 st. Seine Gemahlin Maria Pauline B., Napoleons zweite und schönste Schwester, war 1781 zu Ajaccio geb., heirathete 1795 den General Leclerc, und nach dessen Tode 1803 den Fürsten B., st. 1825 zu Florenz. Sie war eine Frau von entschlossenem Charakter, die ihrem Bruder oft trotzte, ihm aber doch mit treuer Liebe anhing. Sie sandte ihm 1815 ihren ganzen kostbaren Schmuck, wollte ihn nach St. Helena begleiten, was sie aber nicht durfte, und als ihr zuletzt die Erlaubniß ward, ihn in seiner Krankheit zu pflegen, erhielt sie zugleich die Nachricht von seinem Tode. – Erbe dieses B. wurde sein Bruder Francesco B., Fürst Aldobrandini, geb. zu Rom 1776, gest. 1839 als franz. Generalmajor; er hinterließ 3 Söhne.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 616.
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