Eschenbach [2]

[607] Eschenbach , Wolfram v., der größte Dichter des deutschen Mittelalters; von seinem Leben ist wenig bekannt; seine Blüte fällt zwischen 1203–15. Das bei Ansbach gelegene Städtchen und Schloß E. scheint der Stammsitz seiner Ahnen zu sein. Er war ein armer Ritter, verweilte lange auf der Wartburg, dann am Hofe des gesangliebenden Fürsten Hermann von Thüringen, hochgeschätzt und bewundert von seinen Zeitgenossen ob seiner Weisheit und Kunst. Die Krone seiner epischen Dichtungen ist der »Parcival« (übersetzt von San-Marte, Magdeburg 1836, 2 Bde.); zu kühnerem Fluge hat die Phantasie ihre Schwingen nie entfaltet, nicht im Alterthum, nicht in der Neuzeit, als in der Sage vom hl. Graal (s.d. Art.), die so ganz dem tiefen Sinnen und dem heiteren Spiel, dem ernsten Glauben wie der fröhlichen Weltfreude des christlichen Mittelalters entsprach. Seine beiden anderen Epen, der »Titurel« und »das Leben des hl. Wilhelm von Orange«, sind nur in Bruchstücken und von andern Dichtern vollendet auf uns gekommen. Von seinen lieblichen Minneliedern sind nur 8 erhalten.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 607.
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