Forster [3]

[739] Forster, Georg, des Vorigen Sohn, geb. 1754, seines Vaters Begleiter nach Saratow u. um die Welt, später Professor zu Wilna u. Kassel, 1788 Bibliothekar des Erzbischofs von Mainz, 1792 für die Vereinigung von Mainz mit der franz. Republik thätig und nach Paris gesandt, wo sich sein Enthusiasmus für die neue Freiheit verlor; er wollte zuletzt nach Indien reisen, st. aber zu Paris den 11. Jan. 1794 von allem entblößt an einer Krankheit oder wahrscheinlicher durch Selbstmord. Schriften: »Reise um die Welt«, »Kleine Schriften«, »Ansichten vom Niederrhein, Brabant, Flandern, Holland, England u. Frankreich«, Berlin 1791–94, zur Kenntniß der Zustände unmittelbar vor [739] der franz. Revolution von Bedeutung; seine Frau Therese Heyne, die Tochter des götting. Philologen, später Therese Huber, gab seinen »Briefwechsel nebst Nachrichten von seinem Leben« heraus, seine Tochter die »Sämmtl. Werke«, Leipzig 1843–44, mit einer Charakteristik F.s von Gervinus. – F. gehörte der im vorigen Jahrh. herrschenden u. sehr thätigen Richtung gegen die positive Religion wie gegen die polit. und socialen Zustände an; als die Folge dieser Bestrebungen, die Revolution, endlich eintrat u. die Vernichtung jener Einrichtungen unternahm, die so lange und so beredt als Werke des Priestertrugs und der Gewalt waren dargestellt worden und mit der Vernichtung dabei Frankreich mit Blut überschwemmte, unterlag F. der Hoffnungslosigkeit u. dem Schmerz über die hereinbrechende neue Barbarei um so leichter, als seine Kraft durch seine bedrängte Lage und häuslichen Kummer gebrochen war.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 739-740.
Lizenz:
Faksimiles:
739 | 740
Kategorien: