[54] Geographie, griech., d.h. Erdbeschreibung, wird eingetheilt in die mathematische, welche das Verhältniß der Erde zum Sonnensystem, ihre Bewegung, Größe, Umfang etc. behandelt, sowie das Verständniß der geograph. Anschauungsmittel, Karten und Globen lehrt; 2) in die physikalische; diese betrachtet die Erde als Körper für sich nach seinen ihm eigenen Naturgesetzen und zerfällt in die Geïstik mit der Orographie u. die Hydrographie mit der Oceanographie, die Atmosphärographie mit der Klimatologie, die Producten-G. (nach den Naturreichen: Mineralien, Pflanzen, Thiere) und Anthropographie, d.h. der Beschreibung des Menschengeschlechtes in seiner Ausbreitung u. Abhängigkeit von den natürl. Verhältnissen des Erdballs; 3) in die politische G., welche den Erdboden als Schauplatz der Thätigkeit des Menschengeschlechtes betrachtet; sie zerfällt in die alte, mittlere und neue G., und hat zu ihren Hilfswissenschaften die Statistik (die Darstellungen der socialen Verhältnisse [54] der Staaten nach Seelenzahl, Industrie, Handel etc.), u. Ethnographie, die Beschreibung der Völker. Die G. entwickelte sich naturgemäß mit der Geschichte (Moses kannte von der Erde viel mehr als Homer), indem jeder alte Geschichtschreiber seinen Lesern zugleich ein Bild von dem Schauplatze der Begebenheiten, die er erzählen wollte, zu geben versuchen mußte. Wissenschaftlich behandelten die G. zuerst die Alexandriner; Eratosthenes u. Polemon brachten alle vorhandenen Nachrichten in ein System, Hipparch begründete die mathemat. G., die Ptolemäus weiter ausbildete; sein geograph. Werk blieb durch das ganze Mittelalter in Ansehen, wo die Araber das Meiste für die G. thaten, jedoch ausschließl. in Betreff Asiens u. Afrikas. Die Entdeckungsfahrten der Portugiesen und Spanier seit dem 15. Jahrh., der Engländer, Holländer, Franzosen, Nordamerikaner und Russen in späterer Zeit erweiterten die G. unendlich und gaben ihr einen vollständigen Umschwung. Diesem folgte die geogr. Darstellung u. die Kartographie, welche in unsern Tagen zu einer kaum geahnten Vollkommenheit gebracht wurde. Die Namen der um die G. verdienten Männer sind sehr zahlreich; von den Gelehrten nennen wir dʼAnville als Begründer der alten G., Büsching, der zuerst ein wirkliches Bild von einem Lande zu geben versuchte, Spruner, dem die G. des Mittelalters fast alles verdankt, vor allen aber Karl Ritter, der die vergleichende allgem. Erdkunde einführte und nach dem Maße der gegenwärtig zu Gebote stehenden Kenntnisse auch vollendete.
Brockhaus-1809: Die Geographie
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