Georgien

[58] Georgien, das alte Iberien, bei den Russen Grusien genannt, Provinz in Russisch-Kaukasien, zwischen Daghestan, Schirwan, Armenien und dem schwarzen Meere, in die Verwaltungsbezirke Kacheth, Karthli, Mingrelien und Gurien eingetheilt, zählt auf 1800 QM. etwa 800000 E., unter denen 200000 Turkomanen, Osseten, Armenier, Juden u. Einwanderer sein mögen. Es liegt in der Einsenkung zwischen dem Kaukasus und dem armen. Hochgebirge gegen das kasp. Meer hin, ist von dem Kur und seinen Nebenflüssen bewässert, hat das Klima von Unteritalien und ist in den Thalebenen außerordentlich fruchtbar. Die Georgier, schöne, aber nicht tapfere Kaukasier, bekennen sich zur griech. Kirche; Hauptstadt ist Tiflis am Kur, zugleich die bedeutendste Handelsstadt. – Die Georgier oder Iberer datiren ihre Geschichte bis auf die Noachiden zurück; die Griechen kannten G. dem Namen nach als einen Bestandtheil des pers. Reichs unter einem Vasallenfürsten; hierauf gehörte es mit derselben Verfassung zum großen Reiche Alexanders, dann der ersten Seleuciden, wurde Zankapfel zwischen Parthern und Römern, Byzantinern u. Neupersern, Byzantinern und Arabern, alsdann im 4. Jahrh. christlich, im 13. Jahrh. von den Mongolen unterworfen. Im 15. Jahrh. wurde es wieder unabhängig, schwächte sich aber durch die Theilung unter den Angehörigen seines fürstl. Hauses (der Bagraditen, s. d.), gerieth theilweise unter den beherrschenden Einfluß Persiens, theilweise der Türkei, bis Rußland die Fürsten und ihre Gebiete zuerst befreite und protegirte, von 1783 bis 1801 aber seinem Reiche einverleibte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 58.
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