[115] Gottfried von Straßburg, Meister, ein bürgerl. gelehrter Dichter aus dem Anfang des 13. Jahrh., der Gegensatz zu dem tiefsinnigen Wolfram von Eschenbach u. als solcher bewährt in dem etwa 1207 entstandenen Epos »Tristan und Isolde«, das er nicht vollendete; er fand um 1300 einen genießbaren Fortsetzer an Heinrich von Freiberg, 1843 einen neuen Herausgeber an Maßmann, 1844 einen Uebersetzer an H. Kurtz. Der Tristan zeigt eine große Meisterschaft der Sprache und die Gaben eines ächten Dichters, aber das Ganze läuft auf eine Verherrlichung des Liebesgenusses hinaus und »hat neben oriental. Gluth etwas von der modernen Emancipation des Fleisches an sich«, auch drängt sich das lyrische Element entschieden in den Vordergrund. G. dichtete auch einen »Lobgesang auf Maria und Christus«, ein Gedicht »ebenso tief in den Gedanken als innig im Gefühl, glänzend in Bildern und süß und mannigfaltig in der Sprache« (vgl. Haupts Zeitschrift für deutsches Alterthum, Leipzig 1844, 4. B.). Endlich sind von demselben Dichter sehr schöne Minnelieder vorhanden. Gesammtausg. von H. v. d. Hagen, Breslau 1823, 2 B.