Hessen

[296] Hessen, altdeutscher Volksstamm, den Römern als Chatten bekannt, welcher Name sich in den Verbindungen der fränkischen Stämme bei ihren Zügen nach Westen verlor, aber zu St. Bonifacius Zeit als Hassi (H.) wieder auftaucht. Der H.gau gehörte damals zum Frankenreiche, diente als Gränzprovinz gegen die Sachsen u. wurde von fränk. Grafen regiert. In den ersten Zeiten des deutschen Reichs gehörte er zum Herzogthum Franken, stand also unmittelbar unter dem salischen u. hohenstaufischen Kaiserhause. Hierauf folgte eine Zersplitterung des Gaus in kleine Adelsherrschaften, von denen die der Grafen von Gudensberg am bedeutendsten war. Durch Heirath kam dieselbe an die Landg. von Thüringen, so daß die Geschichte von H. mit der Thüringens zusammenfällt. Erbstreitigkeiten trennten H. wieder 1263; Heinrich I. nahm den Titel Landgraf an und ließ sich zu Kassel nieder. Trotz des Streites zwischen dem Landgrafen und dem Lehensadel, der vielen Theilungen des Erbes unter den landgräflichen Söhnen, wurde manches Stück Land erworben und 1509 erbte Landgraf Philipp den gesammten Besitz, so daß er, unterstützt mit franz. Gelde, die Reformationsbewegung in Deutschland mächtig fördern und dem Kaiser lange Trotz bieten konnte. Er theilte jedoch das Land unter seine 4 Söhne, von denen 2 erblos starben (1583 und 1604), worauf nur 2 Hauptlinien, H.-Kassel u. H.-Darmstadt blieben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 296.
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