Karl XIV. Johann

[549] Karl XIV. Johann, König von Schweden, eigentlich Jean Bapt. Bernadotte, geb. 1764 zu Pau, Sohn eines französ. Advokaten. trat 1780 in das franz. Heer. ward beim Ausbruche der Revolution Sergeant, stieg jetzt rasch, focht bei Fleurus bereits als Divisionsgeneral, nahm an den Feldzügen der Sambre-. Mosel- und Rheinarmee Antheil, 1797 an dem italienischen. Er galt als einer der besten französ. Generale und hielt sich zu den entschiedenen Republikanern; er erklärte sich am 18. Brumaire gegen Bonaparte, wagte jedoch keinen Widerstand u. wurde später durch Joseph Bonaparte, seinen Schwager (ihre Frauen waren Töchter eines Kaufmanns Clary in Marseille) mit dem ersten Consul ausgesöhnt. Er wurde 1804 Marschall, nahm Antheil an den Operationen vor Ulm, an der Schlacht von Austerlitz, an dem preuß. russ. Kriege von 1806–7 und wurde Fürst von Ponte-Corvo. Bei Wagram hatte er die Sachsen unter seinem Commando, die sehr brav fochten, aber von den Oesterreichern geworfen wurden, als ein zu einem anderen Corps gehöriger französ. General trotz Bernadotteʼs Befehl nicht in die Linie rückte. Deßwegen gerieth er mit Napoleon abermals in Spannung und erzürnte diesen förmlich, als er 1809 bei der Landung der Engländer in Walchern, ohne Napoleons Befehle abzuwarten, die nöthigen Anordnungen traf und in einer Proklamation erklärte, die Anwesenheit des Kaisers sei zum Siege nicht nothwendig. Er war in Ungnade, als er den Ruf nach Schweden erhielt, zu dem Napoleon keineswegs beigetragen hatte; er ließ ihn jedoch ziehen, theils weil ihm Schweden unbedeutend schien, theils auch im Glauben, Bernadotte müsse sich gegen ihn fügsam zeigen. Allein Bernadotte verweigerte bald darauf eine Lieferung von 2000 schwed. Matrosen auf die Flotte zu Brest. verlangte Milderung des Continentalsystems und als dies verweigert wurde, erklärte Schweden seine Häfen als eröffnet und schloß sich 1811 England und Rußland an. Im Feldzug von 1813 commandierte Bernadotte die Nordarmee der Verbündeten, nahm zwar an den Schlachten bei Dennewitz, Großbeeren u. Leipzig Antheil, verfuhr jedoch so, daß er den Franzosen möglichst wenig wehe that. Daß er damals mit Fouché und Talleyrand in Verbindung war, ist gewiß, aber unbekannt, was die Herren eigentlich gegen Napoleon im Sinne hatten. Nach der Schlacht von Leipzig operirte er nicht weiter gegen Napoleon, sondern wandte sich gegen Dänemark, das er auch bald zum Frieden und zur Abtretung [549] Norwegens zwang. Auch 1814 zog er nicht gegen Frankreich u. 1815 erklärte sich Schweden neutral. Seitdem regierte er Schweden ausschließlich, hielt gegen alle Opposition die Staatseinrichtung aufrecht, die er bei seiner Berufung nach Schweden vorgefunden hatte, und erregte dadurch gegen das Ende seiner Regierung eine heftige Opposition, namentlich weil er sich gänzlich der russ. Politik angeschlossen hatte. Anderseits konnte man ihm aber nicht absprechen, daß er für die materiellen Interessen Schwedens außerordentlich viel gethan, die Finanzen geregelt und gehoben und Schwedens Land- und Seemacht auf einen Achtung gebietenden Stand gebracht habe. Er st. d. 8. März 1844.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 549-550.
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