Kreuzherren

[659] Kreuzherren, lat. cruciferi = Kreuzträger, allgemeiner Name der Mitglieder von geistlichen Orden, die das Kreuz zum Ordenszeichen erwählt hatten, somit der Deutschordensritter, Templer, Malteser u.s.f. Dann gab es einen besondern K.orden in mehren Congregationen, die fast alle in Palästina und [659] zwar schon zur Zeit der Auffindung des hl. Kreuzes (s. Kreuzeserfindung) entstanden sein wollten, historisch aber erst gegen das Ende der Zeit der Kreuzzüge im Abendland bekannt wurden. So die K. vom rothen Stern, die noch heute in Oesterreich bestehen und denen einige Mitglieder der Prager Universität angehören. Sie bauten im 13. Jahrh. in Böhmen Klöster, erhielten ein Spital 1234 zu Prag, am Ende der Brücke, 1241 zu Breslau, wurden von Innocenz IV. (1243–54) bestätiget, verbreiteten sich von Böhmen aus in Oesterreich und Polen, wurden sehr reich u. zahlten dem Prager Erzbischof als ihrem General bis ins 17. Jahrh., wo ihnen die Wahl ihres Generals freigegeben wurde, jährlich 12000 fl. – Die K. in den Niederlanden u. Frankreich, deren Stifter 1211 der Lütticher Canonicus Theodor von Celles und deren erstes Kloster Clair-Lieu bei Huy (s. d.) wurde, machten sich seit der Albigenserzeit in Frankreich besonders als Prediger beliebt, nahmen die Regel der Dominicaner und auch den Namen Hospitaliter, an gelangten ebenfalls zu großem Reichthum, kamen später auch nach Aachen, Köln und nach andern Orten des deutschen Reiches. – Von den K. in England u. Irland weiß man wenig; die K. oder regulirten Chorherren in Italien lebten nach der Regel Augustins, jedes Kloster war zugleich ein Spital, die Congregation breitete sich in 5 Provinzen innerhalb Italiens aus, wurde aber 1656 wegen Disciplinlosigkeit aufgehoben, ihr Gut an Venedig gegeben, damit dieses dasselbe gegen die Türken verwende.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 659-660.
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