Lübeck [2]

[42] Lübeck, eine der 4 freien Städte, mit einem Gebiete von 5,98 QM. in 10 abgesonderten Stücken, hat mit der Stadt Travemünde, 52 Dörfern u. 32 Höfen etwas über 54000 E. Die Verfassung ist democratisch, indem Gesetzgebung und Verwaltung von Senat u. Bürgerschaft gleichmäßig abhängen. Das Bundescontingent beträgt gegen 500 Mann, das Budget der Einkünfte (1854) 937070 Mark, der Ausgaben 1053300; in L. ist das gemeinschaftliche Oberappelationsgericht der 4 freien Städte. Die Stadt L. an der Trave u. Wacknitz hat 26100 E., einige sehenswerthe Kirchen, ein pittoresk gebautes Rathhaus etc. u. steht durch die Büchener Eisenbahn mit Hamburg, Berlin etc. in Verbindung. Früher mußten die Seeschiffe in Travemünde anlegen, durch große Wasserbauten aber wurde es möglich gemacht, daß Schiffe bis zu 16' Tiefgang unmittelbar zur Stadt gelangen können. Mit Kopenhagen, Malmö, Gothenburg, Petersburg, Riga u. Memel besteht directe Dampfschiffverbindung; der Handel ist nicht unbedeutend (Getreide, Leder, Talg, Leinsamen, Potasche, Reps etc.); die Fabrikation liefert Metallwaaren, Oel, Seife, Papier, Tabak, Treffen, musikalische Instrumente etc. – Die Stadt entstand 1144 etwas südl. von dem 1138 durch die Wenden zerstörten Alt-L., erhielt von Heinrich dem Löwen Stadtrecht, von Kaiser Friedrich I. Privilegien; 1200 unterwarf sie sich Dänemark, wurde 1233 wieder frei und von Kaiser Friedrich II. zur Reichsstadt erklärt. Als Haupt der Hansa wurde L. mächtig und reich, seine Flotte beherrschte die Ostsee, aber mit dem Verfall der Hansa sank auch L. u. wurde ein ziemlich unbedeutender Platz. Blücher warf sich 1806 nach L., das von den Franzosen erstürmt und geplündert wurde; Napoleon schlug es 1810 zu seinem Kaiserreich, 1813 erhielt es die Selbständigkeit zurück und begann nach dem Frieden sich allmälig wieder etwas zu heben.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 42.
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