[84] Lübeck, Freie und Hansestadt, Bundesstaat des Deutschen Reichs, mit ihrem an der Mündung der Trave in die Ostsee zwischen Mecklenburg, Schleswig-Holstein und dem oldenb. Fürstent. Lübeck gelegenen Gebiet [Karte: Nordwestdeutschland I u. I, 5, bei Hannover], 299 qkm, (1900) 96.775 E. (2176 Katholiken, 670 Israeliten), (1905) 105.857 E., besteht aus den Städten L. und Travemünde und fünf Landbezirken mit 49 Gemeinden sowie dem Gebiete der Trave und des Dassower Sees. Die Regierung besteht aus dem Senat mit 14 lebenslänglichen (davon ein Bürgermeister auf 2 Jahre) und der Bürgerschaft mit 120 auf 6 Jahre gewählten Mitgliedern. L. hat eine Stimme im Bundesrat und sendet einen Abgeordneten in den Reichstag. Je ein Land- und Amtsgericht; höchste Instanz das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg. Einnahmen 1904: 7.269.447 M, Ausgaben 7.347.783 M, Staatsschuld 30.989.521 M. L. stellt das 162. Infanterieregiment zum Reichsheer. Wappen: ein zweiköpfiger Adler mit einem weiß und rot wagerecht geteilten Brustschild [Abb. 1084]; Landesfarben: Weiß und Rot.
Die Stadt L., an der Trave und Wakenitz (Abfluß des Ratzeburger Sees), (1900) 82.098 (91.501) E., Garnison, Land-, Amtsgericht, Handels-, Gewerbe-, Handwerkerkammer, Reichsbankstelle, Gymnasium, Realgymnasium, Realschulen, Lehrerseminar. Zahlreiche mittelalterliche Gebäude mit vielen Kunstschätzen und Sehenswürdigkeiten: Marienkirche [Tafel: Gotik I, 7], Dom, Rathaus, Holstentor [Tafel: Nordwestdeutschland II, 10, bei Hannover] etc. Durch den Elbe-Trave-Kanal ist L. zweiter Elbe-Seehafen geworden. – L., nach der Zerstörung der ältern Stadt durch die Rugier 1143 von Graf Adolf II. von Holstein-Schauenburg gegründet, 1158 an Heinrich den Löwen abgetreten, wurde 1226 Freie Reichsstadt und gelangte als Haupt der Hansa zu großer Macht, die der Dreißigjähr. Krieg zerstörte; 6. Nov. 1806 wurde die von Blücher besetzte Stadt durch die Franzosen erstürmt und geplündert, Dez. 1810 Frankreich einverleibt, 5. Dez. 1813 von den Franzosen wieder geräumt, 2. Juli 1866 trat L. dem Norddeutschen Bunde, 11. Aug. 1868 dem Zollverein bei. – Vgl. Hoffmann (2 Bde., 1889-92), Holm (1900).