Ludwig XV.

[39] Ludwig XV., Urenkel des Vorigen, geb. 15. Febr. 1710, folgte ihm 1715 auf dem Throne unter der Regentschaft des Herzogs von Orleans u. besaß denselben bis 1774. Regierte unumschränkt aber nie selbständig, sondern unter der Eingebung seiner Minister (Fleury, Choiseul, Bernis, Aiguillon), die durch des Königs Mätressen gehoben und gestürzt wurden. Unter ihm verlor der Thron die Ehrfurcht des Volkes, weil L. denselben durch niedere Wollust, Trägheit u. gemeine Speculationen entwürdigte, während die begabtesten Köpfe (die Encyclopädisten Voltaire, Rousseau etc.) mit der Staatsordnung wie mit der Religion einen planmäßigen Krieg führten. Anfangs war wenigstens die auswärtige Politik mit Glück und Verstand geleitet; indem sich Frankreich im poln. Thronfolgestreite mit Spanien und Sardinien 1733 gegen Oesterreich verband, gewann es im Wiener Frieden 1735 die Anwartschaft auf Lothringen. In dem österreich. Erbfolgekriege mißlang zwar der Plan die österr. Monarchie zu zertrümmern, aber die Waffenthaten des Marschalls von Sachsen und des Grafen Belleisle hielten wenigstens den französ. Kriegsruhm aufrecht, der später in dem 7jährigen Kriege, an dem L. XV. auf Eingebung der Pompadour Antheil nahm, vollständig verloren ging. Frankreich war zuletzt so heruntergekommen, daß es die Theilung von Polen geschehen ließ. Choiseul setzte 1764 die Aufhebung des Jesuitenordens durch, in welche der König jedoch nur sehr ungern willigte; unter dem gleichen Minister begann der Streit mit den Parlamenten, das Vorspiel der Revolution, in welchem nur die Regierung verlor, obwohl sie dieselben aufhob. L. sprach es in seiner letzten Zeit öfters selbst aus, daß sein Nachfolger bei der stätigen Zunahme des Deficits zusehen möge, wie er seinen Haushalt einrichte. Er st. 10. Mai 1774 an den Blattern. Ihm folgte sein Enkel:

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 39.
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