Meteorsteine

[170] Meteorsteine, Meteorolithen Aërolithen, steinartige Massen, welche zuweilen in Begleitung feuriger Erscheinungen (Feuerkugeln) aus den Höhen der Atmosphäre auf die Erde herabfallen. Solcher Steinfälle erwähnen schon die Griechen und Römer, sowie die Berichte aus dem Mittelalter bis herauf ins vorige Jahrh. Da erst fing man an, dieselben wegzuleugnen und den Glauben daran zu verspotten. Endlich gegen Ende des Jahrh. wagte es Chladni, sich der M. wieder anzunehmen u. seitdem haben zahlreiche Beobachtungen die Existenz derselben außer allen Zweifel gesetzt. Die Feuerkugeln erscheinen in bedeutender Höhe zuerst als leuchtender Punkt, der sich mit außerordentlicher Geschwindigkeit fortbewegt und sich zu einer feurigen Kugel ausbildet, welche endlich mit starkem Getöse in mehre Stücke zerspringt, die noch heiß und mit einer dünnen schwarzen Rinde überzogen als M. herabfallen. Die Geschwindigkeit dieser Feuerkugeln ist außerordentlich groß und zuweilen der der Erde in ihrer Bahn gleich. Einen Hauptbestandtheil aller bildet das Eisen; außerdem finden sich in ihnen Nickel, Kieselerde, Schwefel, Phosphor, Wasser, Kohle, Chrom, Kali, Natron, Kalk, Magnesium, Alaunerde, Mangan, Kobalt, Kupfer u. Zinn; zuweilen bestehen sie auch ganz aus gediegenem Eisen (Meteoreisen).[170] Die Größe der M. ist sehr verschieden, von einigen Quentchen bis zu mehren hundert, ja mehren tausend Pfd. Ueber den Ursprung der M. haben sich 4 Ansichten geltend gemacht: 1) sie seien Auswürflinge von Erdvulkanen; 2) sie bildeten sich in der Atmosphäre aus von der Erde aufgestiegenen mineralischen Dünsten; 3) sie seien Auswürfe von Mondvulkanen; 4) sie seien kosmischen Ursprungs, d.h. selbständig im Raume sich bewegende Körper, die in die Nähe der Erde gekommen von dieser angezogen würden. Die 4., zuerst von Chladni 1819 ausgesprochene Ansicht, ist diejenige, die am wenigsten gegen sonst bekannte Gesetze der Naturlehre verstößt, daher die wahrscheinlichste und auch von Alex. v. Humboldt vertheidigte.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 170-171.
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