Momiers

[220] Momiers (vom französ. momerie Vermummung, Verstellung, Heuchelei, Muckerei), wurden zuerst vom Genfer Pöbel, dann von Zeitungen und Behörden die Anhänger einer methodistischen Sekte genannt, deren erste Conventikel in Genf der Student Empaytaz leitete, welcher die Rolle eines Almoseniers der Frau von Krüdener spielte. Die M. nahmen bald den Spottnamen als Parteinamen hin u. beschuldigten die Genfer Theologen, sie wollten von Calvins reiner Lehre, namentlich von der Erbsünde u. von der Gottheit Christi, nichts wissen – eine Beschuldigung, die keineswegs aus der Luft gegriffen war, zum al man zur Zeit des Auftretens der M. den Ruf: A bas Jésus Christ u. dgl. oft genug in den Straßen Genfs hören konnte. Empaytaz mußte 1816 aus Genf fort, seine Betrachtungen über die Gottheit Christi nützten aber seiner Partei in England Vieles. Nach ihm predigte der Pastor Malan; von seiner Lehrstelle am College entsetzt, begab sich dieser nach England und brachte 1820 von daher Geld zum Bau eines Bethauses sowie die Erklärung, daß er nicht mehr der Genfer, sondern der anglikan. Kirche angehöre. In Genf ließ man fortan die M. unangefochten, doch bekamen sie keinen großen Anhang. Als sie im Kanton Waadt Proselyten machten, förderte die Rücksichtslosigkeit der Regierung, die mit Zuchthausstrafen, Verweisungen u. dgl. 1824–30 keineswegs geizte, die Erfolge der M., aber nach der Julirevolution hörten die Verfolgungen und Erfolge so ziemlich auf, in der deutschen Schweiz, wo z.B. in Bern der Württemberger Möhrli und ein Arzt Valenti aus Weimar eine M. gemeinde stiften wollten, fand die Sekte wenig Boden. Die vereinigten M. gemeinden traten 1848 der Staatskirche als »evangelische« Kirche gegenüber.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 220.
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