[355] Nordlicht, besser Polarlicht, da es in der Gegend beider Pole gesehen wird, leuchtendes Meteor, das mit der Polhöhe sowohl an Stärke als Häufigkeit abnimmt und für die nördl. Halbkugel mit dem 35° nördl. Breite seine Aequatorialgränze zu erreichen scheint. Die genaueste Beschreibung verdanken wir Argelander, der auf der Sternwarte von Abo in den Jahren 182331 der Beobachtung des N.s besondere Aufmerksamkeit schenkte. Als Beginn des N.es erscheint am nördl. Himmel nahe dem Horizonte ein Cirkelsegment von verschiedener Größe; dasselbe hat eine dunkle Basis u. einen hellen Saum von 14 und noch mehr Vollmondsbreiten, in welch letzterem Fall dasselbe die Helle einer klaren Vollmondsnacht verbreitet. Nach längerer od. kürzerer Dauer schießen nun auf einmal helle Strahlen von weißer oder blaulich weißer Farbe vom Saume empor u. blitzähnlich nach den verschiedensten Richtungen, bis zu kleinerer oder größerer Höhe bis zum Zenith, ja sogar darüber hinaus. Dieses dauert eine oder mehre Stunden; dann kehrt die Erscheinung wieder auf ihr erstes Entwicklungsbild zurück u. verschwindet allmälig wie sie begonnen hatte. Ein Geräusch, wie dies Franklin oder Parrot gehört, hat Argelander nie vernommen. Eine merkwürdige Beobachtung dagegen machte er bei 50 N.ern 3mal; zur Zeit nämlich, wo das Strahlenschießen am heftigsten war, blieb ein in der Richtung des magnetischen Meridians liegender, mit dem Saum in Verbindung stehender hellleuchtender Streifen in vollständiger Unbeweglichkeit (Krone des N. s) und seine Gränze konnten die blitz- und flammenähnlichen Strahlen rechts und links davon nie übersteigen. Diese Erscheinung und die stets gleichzeitig oscillirenden Schwankungen der Magnetnadel zur Zeit eines N.s begründen die Vermuthung eines inneren Zusammenhanges zwischen dem Polarlicht und dem Erdmagnetismus u. rechtfertigen den Ausdruck »magnetisches Gewitter« für N. Das N. scheint nur zur Nachtzeit vorzukommen. Häufiger sind die N.er zur Zeit des Winters und bei heftiger Kälte als zur Sommerszeit.