Orléans [2]

[415] Orléans, Philipp II., Herzog von, Sohn des letztgenannten, geb. 1674, als [415] der »Regent« bekannt, zerrüttete sich frühe geistig u. körperlich durch Ausschweifungen, wurde aber doch von Ludwig XIV. vom Kriegsschauplatz aus dem nämlichen Grunde wie sein Vater entfernt. Nach Spanien geschickt wurde er von Philipp V. der Conspiration angeklagt, rechtfertigte sich aber vor Ludwig XI V. und als seit 1711 mehre Mitglieder der königlichen Familie starben, wurde er allgemein, jedoch mit Unrecht, der Vergiftung derselben beschuldigt. Ludwig XIV. hatte ihm durch Testament die Regentschaft während der Minderjährigkeit Ludwigs XV. entzogen, der Herzog bemächtigte sich dennoch derselben durch die Unterstützung der Truppen und des Parlaments. Als Regent zeigte er zwar Fähigkeit, ließ sich aber durch Law (s. d.) in den finanziellen Schwindel hineinreißen, der das Reich so theuer zu stehen kam, und sich durch seinen verworfenen Minister Dubois (s. d.) zur Verschwendung u. Verkäuflichkeit verführen. Nur die auswärtige Politik leitete er mit Umsicht, vereitelte die Plane Alberonis (s. d.), verfuhr gegen seine Feinde milde statt sie zu vernichten, legte im Febr. 1723 aus Geschäftsüberdruß die Regentschaft nieder und starb den 2. Dec. 1723.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 415-416.
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