[782] Rückenmark, das, medulla spinalis ist das 2. Hauptnervencentrum. Es beginnt mit dem noch in der Schädelhöhle liegenden verlängerten Mark (medulla oblongata) als eine Fortsetzung des Gehirns, liegt als ein platter walzenförmiger Nervenstrang im knöchernen Wirbelkanal und reicht in diesem bis zum 2. Lendenwirbel, wo es mit dem R. zapfen als Strang endet und nur noch mit einzelnen Faserbündeln (Pferdeschweif) weiter in der Rückgrathshöhle herabreicht. Es besteht gleich dem Gehirn aus grauer und weißer Nervensubstanz. Im R. ist jedoch die Anordnung dieser 2 Substanzen eine entgegengesetzte, indem die weiße Substanz außen, die graue, den Kern bildend, innen liegt. Die Anordnung der meisten Nervenfasern folgt der Längenrichtung, zwischendurch gehen indessen auch Querfasern, namentlich am Ursprung der R. snerven. Die Hüllen des R.s sind wie beim Gehirn 3 ineinanderliegende Häute: Die äußerste oder fibröse ist ebenfalls die sog. »harte« (dura mater medullae spinalis). Auf diese folgt wiederum eine seröse die Spinnwebenhaut (arachnoidea) u. endlich die weiche R. s od. Gefäßhaut (pia mater medullae sp.); Man theilt das R. in das verlängerte R., in den Hals-, Brust- u. Lendentheil ab. Wie bei dem Gehirne, so sind auch bei dem R. einzelne Abtheilungen zu besonderen Verrichtungen bestimmt. Das verlängerte Mark gibt die Bewegungsnerven der Athemorgane ab. Aus der Vorderhälfte des eigentlichen R.s entspringen sodann die Bewegungsnerven des Rumpfes und der Gliedmaßen, aus der hintern Hälfte die empfindenden Wurzeln dieser Nerven. Das R. gibt auf diese Weise 8 Hals-, 12 Rücken- u. 5 oder 6 Lendennerven-Paare je mit 2 Wurzeln, eines bewegenden und eines empfindenden, ab. Das R. ist gleich dem Gehirn der Gesammtreihe der anatomischen Störungen unterworfen. Insbesondere besitzen die meisten sog. allgemeinen Nervenkrankheiten ihren Grund in Störungen des R.s z.B. der Starrkrampf, die Hysterie etc., ebenso halbseitige Lähmungen, hauptsächlich der untern Gliedmaßen, u. vorzugsweise manche Nervenschmerzen. Die genaue Erkenntniß der einzelnen R.skrankheiten [782] ist eine sehr schwierige und ihre Heilung bei den chronischen Formen eine gleichermaßen die Geduld des Arztes wie des Patienten schwer prüfende. Beim Heilapparate begegnen wir einer Masse chirurgischer, orthopädischer, heilgymnastischer etc. Mittel, und der Anpreisung aller möglichen Brunnen-, Thermen- u. Kaltwassercuren. Vorzüglich hat sich bei eingewurzelten hartnäckigen Leiden noch ein weiser wiederholter Gebrauch der kalt en Nordseebäder bewährt.