Scheibel

[67] Scheibel, Joh. Gottfried, protest. Theolog u. entschiedener Altlutheraner, geb. 1783 zu Breslau, wurde daselbst Prediger, 1811 Professor der Kirchengeschichte an der von Frankfurt a. d. O. hieher verlegten Universität. Schon vorher als glaubenstreuer Lutheraner bekannt, trat S. seit 1817 der Union der Lutheraner mit den Reformirten eifrig entgegen, ließ sich weder durch die 1818 erfolgende Ernennung zum ordentlichen Professor der Theologie beschwichtigen, noch durch glänzende Anträge von seinen Anhängern in Breslau wegverlocken, sondern weigerte sich beharrlich, die neue Kirchenagende anzunehmen und ließ sich 1830 suspendiren, 1832 von all seinen Aemtern absetzen. Er zog sich nach Dresden zurück, mußte auch von da weg; weil er die sächs. Theologen so wenig schonte als die preuß., kämpfte [67] von einem Dorfe bei Dresden aus seinen Kampf durch Schriften fort, ordinirte als Bischof seiner Gemeinde in einem Privathause in Leipzig den Professor Guerike in Halle zum ächtlutherischen Prediger und st. 1843 zu Nürnberg. Von seinen Schriften seien erwähnt der »Unterricht in der Kirchengeschichte« (1812), »das Abendmahl des Herrn« (1823), sowie die »Aktenmäßige Geschichte der neuesten Unternehmung einer Union zwischen der reformirten u. lutherischen Kirche im preuß. Staate« (Leipz. 1833, 2 Bde.).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 67-68.
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