Gotische Schrift

[169] Gotische Schrift, die Schrift der Denkmäler der gotischen Sprache (s. Gotische Sprache), dann allgemein soviel wie deutsche Schrift, Frakturschrift, Eckenschrift; diese hat mit dem Volke der Goten nichts zu tun, ist auch nichts ursprünglich Deutsches, sondern sie hat sich überall unter dem Einfluß gotischen Kunststils aus der romanischen Schrift entwickelt (s. Tafel »Paläographie II«, Fig. 11). Während aber die romanischen und später auch alle übrigen germanischen Völker früh wieder zu der ältern Schriftform (zur Antiqua) zurückgekehrt sind, hat man im Deutschen die g. S. bis heute festgehalten, obwohl erhebliche Gründe auch bei uns für Rückkehr zur Antiqua sprechen; vgl. besonders. F. Soennecken, Das deutsche Schrift wesen und die Notwendigkeit seiner Reform (Bonn 1881); R. Bechstein, Die deutsche Druckschrift und ihr Verhältnis zum Kunststil alter und neuer Zeit (Heidelb. 1884). – In der Buchdruckerei bezeichnet man mit gotischer Schrift eine Schriftart, die sich aus den Buchschriften des Mittelalters entwickelt hat und in der Form ihrer Versalien mehr der Antiquatype, in den kleinen Buchstaben mehr der deutschen oder Frakturtype gleichkommt. Sie zerfällt in zahlreiche, meist nach ihrer Form benannte Abarten (s. Schriftarten). Auch soviel wie Mönchsschrift (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 169.
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