St. Denis

[18] St. Denis (Sängdnih), frz. Stadt am rechten Seineufer, 11/2 St. von Paris, mit 10000 E., Kattunfabriken, Schafhandel. Der Ort sowie die herrliche Kathedrale verdankt ihren Ursprung der Benedictinerabtei S.; es ist keineswegs ausgemacht, daß erst 613 König Dagobert I. diese gründete (vgl. Dionysius, St.), aber er baute die Kirche, welche bis 1281 fortwährend verschönert und erweitert wurde, und eröffnete die lange Reihe der Könige und Prinzen, welche in diesem »Mausoleum von ganz Frankreich« ihre Ruhestätte fanden. Der erste Abt von S. war Dodo, der berühmteste Suger, der 36. des Stiftes, ein Zeitgenosse des hl. Bernhard. Unter dem 48. Abte, Mathäus von Vendôme, wurden 1260 in S. für die Krönung des franz. Königspaares 2 kostbare Kronen niedergelegt. Der letzte eigentliche Abt war Aimar (gest. 1528), welchem fortan Commendaturäbte, namentlich aus dem Hause Lothringen, folgten. Die Hugenotten zerstörten 1567 S. fast gänzlich, die Abtei wurde 1614 Haupt einer Congregation von 9 Klöstern, um der bischöfl. Visitation auszuweichen, kam aber schon 1633 an die Mauriner u. verblieb denselben bis die Revolution von 1789 Aufhebung brachte. Die Ohnehosen meißelten den Königsstatuen in der Kirche die Köpfe ab, gossen aus dem Blei des Daches Kugeln und zerstreuten die Gebeine der Herrscher Frankreichs. Napoleon I. bestimmte S. wiederum zum Begräbnißort der frz. Regenten, Ludwig XVIII. setzte die Gebeine der gemordeten Königsfamilie in S. bei, stattete die Abtei neu aus und bevölkerte sie mit den ersten Canonikern Frankreichs, denen ein Bischof vorstand; Louis Philippe machte daraus eine Versorgungsanstalt für emeritirte Bischöfe u. solche in partibus. Auch das von Napoleon I. 1810 errichtete Erziehungsinstitut für [18] Töchter von Rittern der Ehrenlegion besteht noch in S.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 18-19.
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