Suger

[375] Suger, der Abt von St. Denis, einer der staatsklugsten Prälaten des Mittelalters, geb. 1087 in Frankreich aus einer armen Familie, wurde als Schüler zu St. Denis mit dem Thronfolger Ludwig, der 1108 als Ludwig VI. zur Regierung kam, befreundet, bald an den Hof gerufen, 1122 Abt von St. Denis, und als solcher bald Minister und die rechte Hand des Königs. Dasselbe Verhältniß dauerte unter Ludwig VII. (1137–1180) fort und als dieser mit Kaiser Konrad III. seinen unglücklichen Kreuzzug 1147 unternahm, so wurde S. Reichsverweser. S. hatte um die Stärkung der königlichen Gewalt längst große Verdienste erworben, in seiner Stellung als Reichsverweser bewährte er eine solche Regierungsweisheit, daß er den schon so oft mißbrauchten Namen pater patriae (Vater des Vaterlandes) mit Recht erhielt. Um die Reformation der Klöster und des Klerus überhaupt erwarb S. hohe Verdienste; wie sehr Religion eine Triebfeder seiner Politik war, zeigte sich darin, daß er sich persönlich an die Spitze eines neuen Kreuzzuges stellen wollte. Während den Vorbereitungen dazu st. jedoch der 64jähr. S. plötzlich am 13. Januar 1152, und mit ihm hatte Ludwig VII. seine beste Stütze verloren. S.s Briefe sowie seine Schrift über seine Amtsverwaltungen (de rebus in sua administratione gestis) sind höchst wichtig für die Geschichte des 12. Jahrhunderts. Er hinterließ auch eine Lebensbeschreibung Ludwigs VI. Unter den zahlreichen französ. Schriften über S. sind die neuesten von A. Nettement (histoire de S., Par. 1842) und F. Combes (l'abbé S., Par. 1853).

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 375.
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