Thurn und Taxis

[474] Thurn und Taxis, sehr ausgebreitetes adeliges Haus, in einem deutschen [474] Zweige ehemals reichsfürstlich, stammt von den mailändischen de la Torre, welche von 1259–1312 an der Spitze der Guelfen Mailand beherrschten. Von den Viscontis vertrieben, ließ sich Lamoral I. 1313 bei Bergamo am Berge Tasso nieder, wovon er sich del Tasso, später del Tassis nannte (s. Tasso, B.). Sein Urenkel Roger I. trat in die Dienste Kaisers Friedrich III., wurde 1450 zum Ritter geschlagen und machte sich durch die Einführung der Posten verdient (s. Postwesen); sein Haus erhielt dafür in der Folge das Reichs-General-Erbpostmeisteramt, erlangte Reichthum und Ansehn, 1605 die Freiherrn-, 1621 die Reichsgrafen-, 1686 die Reichsfürstenwürde, indem es von dem Hause Waldburg die gefürstete Reichsgrafschaft Friedberg-Scheer ankaufte. Das Haus besitzt jetzt Herrschaften in Oesterreich, Bayern, Württemberg, Preußen u. Belgien mit einem Areal von mehr als 34 QM. u. mehr als 800000 fl. Einkommen. Haupt der Familie ist Fürst Maximilian, geb. 1802. Eine Secundogenitur bildet die fürstl. Seitenlinie in Bayern; eine andere Seitenlinie ist die in Tyrol, Steyermark, Kärnten u. Krain begüterte gräfliche von Thurn-Hofer und Valsassina, in mehre Zweige getheilt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 474-475.
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