Tizian

[488] Tizian, Vercelli, der größte Maler der venetian. Schule, geb. 1477 zu Capo del Cadore in den Alpen von Friaul, kam jung nach Venedig unter die Leitung Giovanni Bellinis, bildete sich aber bald mehr nach den freier gehaltenen Werken Giorgiones. Tiefpoetische, originelle Auffassung, Wahrheit u. Natürlichkeit der Gestalten mit geistiger Verklärung und ein leuchtendes, glühendes Colorit, wie es nach ihm nie wieder erreicht wurde, sind das Eigenthümliche seiner Werke, die hauptsächlich in biblischen und historischen Darstellungen bestehen. Gleich meisterhaft sind seine Porträts, die sich durch geistreiche Auffassung u. seine Charakteristik auszeichnen, am höchsten steht er in zarter Darstellung des Nackten. Durch die freie u. großartige Behandlung des Landschaftlichen in seinen Bildern wurde er auch der Gründer der Landschaftsmalerei. T. hielt sich fast immer in Venedig auf, u. folgte nur zu Zeiten dem Rufe an fremde Höfe, so nach Ferrara, Rom, zu Kaiser Karl V., der ihn zum Ritter ernannte und mit einem Jahrgehalt beschenkte. Bei seinem langen Leben (er st. 1576 im 99. Lebensjahre an der Pest) u. seinem Fleiße ist die Zahl seiner Gemälde sehr groß.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 488.
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