Unitarier

[557] Unitarier, lat.-deutsch, Einheitsgläubige, welche nur Eine Person in der Gottheit annehmen, näher Jesum Christum als Gottmenschen und den hl. Geist im Sinne der Kirche verwerfen, also gleichbedeutend mit Antitrinitarier, die man in den ersten Jahrh. des Christenthums auch Monarchianer nannte (Paul von Samosata, Praxeas und Noëtus, Sabellius). Als U. des Mittelalters lassen sich etwa Amalrich von Bena und David von Dinanto betrachten, dagegen ist seit dem 16. Jahrh. neben den übrigen zahlreichen Häresien früherer Zeiten auch der Unitarismus wieder neu aufgewärmt worden; in Polen, wo unter der Aegide der tollen Adelswirthschaft Häretiker aus aller Herren Länder hausten, bildete sich aus den Dissidenten 1563 eine eigene unitarische Gemeinde, welche Christum als einen höchst ausgezeichneten Menschen verehrte, Seine Anbetung aber als Götzendienst erklärte; in Siebenbürgen wußte der Piemontese Blandrata (s. d.) diesen U.n sogar öffentliche Anerkennung zu verschaffen. Durch F. Socinus erhielten sie den Namen Socinianer (s. d.), breiteten sich nach ihrer Vertreibung aus Polen in Schlesien, Brandenburg, in der Pfalz, den Niederlanden u.s.w. einigermaßen aus u. verschwanden als eigene Sekte im ruhelosen Meer des prot. Sektenwesens (nur in England u. im Staate Massachusets soll es noch einige U. gemeinden geben), doch ihre Grundanschauung darf wohl als die gegenwärtig bei der Mehrzahl der Protestanten herrschende bezeichnet werden.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 557.
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