Varro

[583] Varro, Marcus Terentius, einer der größten Gelehrten im alten Rom, dessen Hauptstreben aber Vielwisserei gewesen zu sein scheint, zumal Geschmacklosigkeit u. nachlässige Darstellung die hervorstechendsten Eigenschaften seiner auf uns gekommenen Werke sind, geb. 116 zu Reate im Sabinerland, in seiner Jugend Soldat, schrieb dann bis in sein 90. I. Bücher und soll deren bei 500 geliefert haben. Als Historiker befaßte sich V. namentlich mit Chronologie, als Philosoph gehörte er der alten Akademie an, seine bedeutendste Schrift waren wohl die 41 Bde. der rerum humanarum et divinarum antiquitates; von seinem großen Werke: de lingua latina sind nur wenige Bücher übrig (erste Ausg. Rom 1470, beste von Otf. Müller, Lpz. 1833, jüngste von Egger, Par. 1846); noch im 80. I. verfaßte er eine Schrift de re rustica, welche ihn trotz der vorherrschend aphoristischen Darstellung zu einem der bedeutendsten Schriftsteller dieses Faches machte. Gesammtausg. von [583] I. Scaliger 1573, letzte zu Zweibrücken 1788. – V., Terentius, gebürtig aus Atax (daher der Beiname Atacinus), lebte um 82–37 v. Chr. und war einer der besten Dichter seiner Zeit; er ahmte zwar die Alexandriner nach, jedoch mit freiem poetischem Geiste, schuf neue poetische Formen, von denen viele Zeitgenossen nichts begriffen, namentlich war er der Vater der sog. satira Menippea, einer Dichtungsart, worin er Prosa u. Verse mischte u. im Geiste des Menippus die gesellschaftlichen, philosophischen und literarischen Zustände seiner Zeit geißelte. Sein selbständigstes Heldengedicht besang den »bellum Sequanum«, außerdem bearbeitete er die Argonautica nach Appollonius, eine Chronographia nach Eratosthenes u.a.m. Bruchstücke im 5. Bd. der von Wernsdorf herausgegebenen »poetae latini minores.«

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 583-584.
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