[766] Zahn, Zähne, die unmittelbaren, passiven Werkzeuge zur Verkleinerung der Speisen, zum Kauen, beim Menschen; vielen Thieren sind die Zähne noch überdies eine ihrer wichtigsten Angriffs- und Vertheidigungswaffen. Die Zähne im eigentlichen Sinne kommen nur bei den Wirbelthieren, welche durch ihr inneres Skelett den Zähnen eine festere Unterlage gewähren, vor. Sie sind immer den Gesichtsknochen eingefügt. Unter den Wirbelthieren fehlen sie gänzlich der Klasse der Vögel. Die Zähne der Fische und Amphibien sind ziemlich einfach, zeigen auch keine große Formverschiedenheiten gegenüber denen der Säugethiere; die tetraëdrische und die hackenförmige Gestalt sind die in diesen Klassen gewöhnlich vorkommenden Zähne. Ein höchst merkwürdiges Organ einzelner Schlangen sind ihre Giftzähne (s. Schlangen). Bei den Säugethieren kommen sog. einfache und zusammengesetzte Zähne vor; erstere stellen einfache Röhren von Z. schmelz, welche mit einer kalkartigen Z. beinmasse ausgefüllt sind, vor, so z.B. beim Hafen; letztere dagegen bilden durch das Falten des Schmelzes auf ihrer sichtbaren Oberfläche oft sehr zusammengesetzte Figuren, soz.B. bei den Zähnen vieler Dickhäuter und Wiederkäuer. Bezüglich ihrer Bestimmung bei den Säugethieren kann man 3 Formen unterscheiden: 1) Schneidezähne, zu welchen auch die Vorderzähne der Nagthiere gehören; 2) Eck-, Stoß- und Fangzähne der Thiere; 3) Zähne, die in der Form von Mahlsteinen die Speisen [766] zermalmen, hiezu gehören alle in der Tiefe der Mundhöhle in die beiden Kieferknochen eingelassenen Mahl- u. Stockzähne. Der Mensch hat im erwachsenen Alter bekanntlich 32 Zähne, in jedem Kiefer 16, nämlich 4 Schneidezähne, 2 Eckzähne (lat. dentes crespidati). 4 Backenzähne (dent. bicuspidati), 6 Mahl- oder Stockzähne (dent. molares). Von diesen kommen 12 nur einmal im Leben zum Vorschein, die 20 andern erscheinen zuerst als Milchzähne und werden erst später durch ihre Ersatzmänner, die bleibenden Zähne, aus ihren Höhlen verdrängt. Das Erscheinen der ersten Zähne und der Wechsel derselben beim zweiten Z.en geschieht in der Regel paarweise. Im 1. Jahre, meistens in der 2. Hälfte des 1. Lebensjahres, brechen in der Regel die 2 mittleren untern Schneidezähne zuerst hervor, etc. Jahr später kommen die beiden mittleren Schneidezähne des Oberkiefers, im 10. bis 11. Monat erscheinen die untern seitlichen Schneidezähne u. 5 Monate später die obern kleinen Schneidezähne. Im 16. Monat erscheinen die untern kleinen ersten Mahlzähne u. einige Monate nachher die obern kleinen. Gegen den 20. Monat kommen die untern Eckzähne, im 31. Monat die obern Augenzähne. Im 5. Jahre etwa erscheinen die untern großen Mahlzähne und im 7. die obern großen. Im 3. Jahr enthält also der Mund des Kindes 20 Zähne, welche bereits durchbrochen haben und außerdem noch die halb oder mehr entwickelten Zähne der 2. Dentition, zusammen 48 Zähne. Im 7. Jahr etwa beginnen die ersten Milchzähne, deren Wurzeln nach und nach resorbirt werden, in der nämlichen Reihenfolge auszufallen wie sie erschienen sind. Sie werden durch die hinter und unter ihnen liegenden permanenten Zähne, welche zugleich größer sind, verdrängt. Der Z.wechsel dauert, mit Ausnahme der 4 hintersten Mahlzähne, auch Weisheitszähne genannt, welche oft erst im 21. bis 27. Jahre erscheinen, bis zum 14. Jahr.
Adelung-1793: Zahn-Latwerge, die · Zahn, der · Polier-Zahn, der
Brockhaus-1911: Zahn [2] · Zahn
Herder-1854: Zahn [2]
Lueger-1904: Zahn · Schneidstahl, -zahn
Meyers-1905: Zahn [2] · Zahn [1]
Pagel-1901: Zahn, Friedrich Wilhelm
Pataky-1898: Zahn, Kleopha · Zahn, Frau Clara
Pierer-1857: Zahn [1] · Zahn [2] · Eingehender Zahn · Auge um Auge, Zahn um Zahn · Ausgehender Zahn