Die Kornähren Es war einmal eine Zeit, aber das ist schon undenklich lange her, da trugen alle Kornhalme, und auch die von anderem Getreide, volle goldgelbe Ähren herab bis auf den Boden; da gab es keine Armut und keine Hungersnot ...
Die Kuhhirten Einst ging ein Wanderer über eine Wiese. Da hörte er von weitem im Geröhrig einen seltsamen dumpfen Ruf, der oft hintereinander ausgestoßen wurde, als ob ein Rind brülle, und konnte sich gar nicht erklären, von wem das Getöne ...
Die Lebensgeschichte der Maus Sambar »Ich bin geboren in dem Hause eines frommen Einsiedels; es waren unsrer viele Geschwister und außer meinen lieben verstorbenen Eltern lebten auch deren Geschwister, Vettern und Muhmen, und deren Kinder allzumal in diesem Hause. Es ...
Die Legende von St. Julian In einigen Gegenden Deutschlands, besonders in denjenigen, welche sich an Galliens Gränzen hinziehen, pflegt man verirrten Reisenden das Gebet St. Julians zu empfehlen; eine Gewohnheit, deren Ursprung wir in der alten Sage zu finden gemeint ...
Die Mandelkörbchen. Ein Bauer hatte drei Söhne, die mußten tüchtig arbeiten und ihrem Vater Geld verdienen helfen. Eines Tages schickte er sie in den Wald zum Roden, aber anstatt zu arbeiten, spielten die zwei ältern mit Glickern. Als es gegen ...
Die Nebelkappe. Die Hannse kommen freilich, wie Ihr schon gelesen habt, gar häufig durch ihre Dummheit fort, aber allemal doch nicht, zumal dann nicht, wenn sie dabei hochmüthig sind. Ich denke immer, der Hochmuth schadet ihnen dann mehr, als die ...
Die Nymphe des Brunnens Drei Meilen hinter Dünkelspühl in Schwabenland, lag vor Zeiten ein altes Raubschloß, das einem mannfesten Ritter zugehörte, Wackermann Uhlfinger genannt, die Blume der faust- und kolbengerechten Ritterschaft, das Schrecken der schwäbischen Bundesstädte auch aller Reisenden und Frachtführer ...
Die Prinzessin von Tiefenthal. Zur Zeit als es noch schöner in der Welt war wie heutzutage, geschah es, daß ein Wachtmeister des Soldatenlebens müde wurde und desertirte. Im ersten Wirthshaus über der Gränze machte er Halt, denn er war scharf ...
Die Probestücke des Meisterdiebes Es wohnten in einem Dorfe ein Paar sehr arme alte Leute mutterseelenallein in einem geringen Häuslein, das ganz weit draußen stand, und hörte gerade mit diesem Häuslein das Dorf auf. Die beiden Alten waren brav und ...
Die Räuberhöhle im Walde. Wer weiß, wozu das gut ist, rief der Schäferjunge, als ihn sein Vater mit viel Prügeln und keinem Geld in die weite Welt schickte, weil die Schafe aus der Hürde gebrochen waren. So wanderte er drei ...
Theodor Storm Die Regentrude Einen so heißen Sommer, wie nun vor hundert Jahren, hat es seitdem nicht wieder gegeben. Kein Grün fast war zu sehen; zahmes und wildes Getier lag verschmachtet auf den Feldern. Es war an einem Vormittag. Die Dorfstraßen ...
Die rosenrote Fliege. Es waren einmal drei hübsche junge Feen, die saßen beisammen, lachten und plauderten, und die eine rief: »Ich habe doch den schönsten kleinen Fuß, den es auf der Welt gibt;« »und ich«, sagte die andere: »habe den wohlgeformtesten ...
Die Sage vom Hirschgulden In Oberschwaben stehen noch heutzutage die Mauern einer Burg, die einst die stattlichste der Gegend war, Hohenzollern. Sie erhebt sich auf einem runden steilen Berg und von ihrer schroffen Höhe sieht man weit und frei ins ...
Die scharfe Schere In einem kleinen Städtchen war einmal ein frommes Schneiderlein, das wartete gar fleißig seiner Arbeit und rührte sich vom Morgen bis zum Abend mit Nähnadel und Fingerhut, Schere und Bügeleisen, brachte es aber gar nicht weit damit ...
Die Schlange im brennenden Wald. Es war in einem heißen Sommer, da zündeten zwei Hirtenknaben ein Feuerchen im Walde an, um sich Kartoffeln zu braten. Aber das Feuer erfaßte das dürre Laub, dann das dürre und endlich auch das grüne ...
Die Schlange mit dem goldnen Schlüssel In einem Dorfe diente eine ehrliche Magd, die wartete gar fleißig und getreulich ihres Viehes; im Stalle aber, darin die Kühe ihres Herrn standen, wohnte eine Unke, so heißen in manchen Orten die Schlangen ...
Die Schlangenamme »Es war einmal eine arme Frau«, erzählte die Schlange: »die ging eines Morgens auf die Wiese, Gras zu mähen, und trug mit sich ihr kleines Kind, das noch an ihrer Brust trank. Sie legte das Kindlein, als sie ...
Die schlechten Kameraden. Ein Schuster und ein Schneiderlein gingen mitsammen auf die Wanderschaft; sie gelobten einander treu beizustehn, zusammen zu halten in Freud und Leid und was der Eine hätte, müsse auch der Andere haben. Sie fanden aber nirgendwo Arbeit ...
Die schlimme Nachtwache Es war einmal eine Gastwirtin, die taugte sehr wenig; sie wog falsch, sie maß falsch, sie log und trog. Wer in ihr Haus kam, kam nicht ungerupft wieder heraus. Nach Geld stand all ihr Sinn, um Geld ...
Die schöne junge Braut Es ging einmal ein hübsches Landmädchen in den Wald, um Futter für ihre Kuh zu holen; wie sie nun in Gottes Namen grasete und an gar nichts Arges dachte, so kamen auf einmal vier Räuber, umringten ...
Buchempfehlung
Autobiografisches aus dem besonderen Verhältnis der Autorin zu Franz Grillparzer, der sie vor ihrem großen Erfolg immerwieder zum weiteren Schreiben ermutigt hatte.
40 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro