[326] Leib (lat. corpus, gr. sôma) heißt ein beseelter, d.h. tierischer oder menschlicher Körper; Pflanzen schreibt man nur bildlich einen Leib zu. Unser Leib ist das Korrelat der Seele, ja sie selbst, soweit sie in Erscheinung tritt. Deshalb identifiziert beide der naive Mensch, sein Ich (s. d.) geht zunächst ganz in dem Leibe auf. Er hat auch die höchste Bedeutung für die Entwicklung der Ich-Vorstellung wie für die Erkenntnis der Außenwelt. Ob wir wachen oder träumen, merken wir durch Reizung des Leibes. In ihm berührt sich Innen- und Außenwelt. Denn er löst, wenn er berührt wird, nicht nur Tast- und Druckempfindung aus, sondern ist auch der einzige Gegenstand, der vom Bewußtsein aus in Bewegung gesetzt werden kann. Der Leib ist endlich auch, da wir in ihm alle Empfindungen lokalisieren (s. Localisation), häufig der Ausgangspunkt hochgradiger Halluzination (s. d.), indem wir entweder Teile desselben für gläsern, hölzern, wächsern u. dgl. ansehen, oder sogar einen förmlichen Wahnleib an seine Stelle setzen. Über das Verhältnis von Leib und Seele s. Dualismus, Monismus, Metaphysik.
Adelung-1793: Leib-Medicus, der · Leib-Page, der · Leib-Regiment, das · Leib-Escadron, die · Leib, der · Leib-Chirurgus, der · Leib-Compagnie, die
Herder-1854: Längst Leib längst Gut
Kirchner-Michaelis-1907: Wechselwirkung von Leib und Seele
Meyers-1905: Mann und Weib sind ein Leib · Längst Leib, längst Gut