[30] Knopp begibt sich weiter fort
Bis an einen andern Ort.
Da wohnt einer, den er kannte,
Der sich Meister Druff benannte.
Druff hat aber diese Regel:
Prügel machen frisch und kregel
Und erweisen sich probat
Ganz besonders vor der Tat.
Auch zum heut'gen Schützenfeste
Scheint ihm dies für Franz das beste.
Drum hört Knopp von weitem schon
Den bekannten Klageton.
[30] Darnach wandelt man hinaus
Schön geschmückt zum Schützenhaus. –
Gleich verschafft sich hier der Franz
Eines Schweines Kringelschwanz,
Denn er hat es längst beachtet,
Daß der Wirt ein Schwein geschlachtet;
[31]
Und an Knoppens Fracke hing
Gleich darauf ein krummes Ding. –
Horch, da tönet Horngebläse
Und man schreitet zur Française.
[32]
Keiner hat so hübsch und leicht
Sich wie unser Knopp verbeugt;
Keiner weiß sich so zu wiegen
Und den Tönen anzuschmiegen;
[33] Doch die höchste Eleganz
Zeiget er im Solotanz.
Hoch erfreut ist jedermann,
Daß Herr Knopp so tanzen kann.
Leider ist es schon vorbei.
[34]
Und er schreitet stolz und frei
Wiederum zu seinem Tische,
Daß er etwas sich erfrische.
[35]
Rums! – Der Franz entfernt die Bank,
So daß Knopp nach hinten sank! –
Zwar er hat sich aufgerafft,
Aber doch nur mangelhaft.
Und er fühlt mit Angst und Beben:
Knopp, hier hat es Luft gegeben! –
[36]
Schnell verläßt er diesen Ort
Und begibt sich weiter fort.
Ausgewählte Ausgaben von
Abenteuer eines Junggesellen
|
Buchempfehlung
Zwei satirische Erzählungen über menschliche Schwächen.
76 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro