Viertes Kapitel

[310] Die erste Pflicht der Musensöhne

Ist, daß man sich ans Bier gewöhne.


Hieronymus ward dieses nicht schwer;

Er konnte es schon von der Schule her.


Viertes Kapitel

Im goldnen Engel auf der Bank

Saß er fleißig und sang und trank.
[310]

Viertes Kapitel

Und wenn es dann Feierabend hieß

Und jeder den goldenen Engel verließ,

War's ihm nicht recht. Denn saß er mal,

So verließ er nur ungern das schöne Lokal.


Viertes Kapitel

Die Rinnen des Daches, nützlich und gut,

Biegt er nach außen, bis alles kaputt.


Viertes Kapitel

[311] Dahingegen leeret die Dame vom Haus

Die Schale des Zornes über ihn aus.


Viertes Kapitel

Viertes Kapitel

Gibt's irgendwo 'ne Paukerei,

Natürlich, Hieronymus ist dabei

Und kriegt dann auch eine schöne Quarte

In seine dicke, fette Schwarte.


Viertes Kapitel

[312] Oft wandelt er mit Schmitts Karlinen,

Selbst wenn der Mond auch nicht geschienen,

In traulich stillem Wechselverkehr

Auf dem Walle der Stadt umher. –

Dieses war stets ein großer Genuß

Für den guten Hieronymus. –


Viertes Kapitel

Übrigens hat er unterdessen

Seine guten Alten auch nicht vergessen.


»Liebe Eltern!« – so schrieb er oft – »Ich melde

Hiebei, daß es mir fehlet an Gelde,[313]

Habet also die Gewogenheit

Und schicket mir bald eine Kleinigkeit.

Nämlich etwa zwanzig Dukaten,

Denn ich weiß mich kaum mehr zu raten,

Weil es alles so knapp geht hier,

Drum sendet doch dieses Geld bald mir.

Kaum begreift Ihr die starke Ausgabe,

Welche ich auf der Universität habe,

Für so viele Bücher und Collegia;

Ach, wären die zwanzig Dukaten da!

Hiemit will ich also mein Schreiben beschließen.

Meine Geschwister tu ich freundlich grüßen,

Und verharre hierauf zum Schluß

Euer gehorsamer Sohn


Hieronymus.

Ich setze noch eilig zum Postscripte:

Meine hochgeehrte und sehr geliebte

Eltern, ich bitte kindlich,

Schicket doch bald das Geld an mich.«


Was hierauf des Vaters Antwort gewesen,

Das kann man folgendermaßen lesen:


Viertes Kapitel

»Mein herzvielgeliebtester Sohn!

Dein Schreiben hab ich erhalten schon.


Es sind noch nicht drei Monat vergangen,

Daß Du hundertundfünfzig Taler empfangen;

Fast weiß ich nicht, wo in der Welt

Ich hernehmen solle alle das Geld.[314]

Ich höre gerne, daß Du studierest

Und dich fleißig und ordentlich aufführest;

Aber höchst ungern vernehme ich von Dir,

Daß Du zwanzig Dukaten forderst von mir.


Ich werde es also sehr gern sehen,

Wenn Du von der Universität tust gehen,

Denn es fällt mir wahrlich gar schwer,

Alle die Gelder zu nehmen woher.

Ich verharre übrigens


Dein treuer Vater,

Hans Jobs, pro tempore Senater.


N. S. Dein Schreiben mir zwar gefällt,

Aber verschone mich weiter mit Geld.«


Um demnach seiner Eltern Verlangen und Willen,

Die seine Heimkunft begehrten, zu erfüllen,

Tut Hieronymus zu dieser Frist,

Was zum Abmarsche nötig ist.


Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 310-315.
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