[310] Die erste Pflicht der Musensöhne
Ist, daß man sich ans Bier gewöhne.
Hieronymus ward dieses nicht schwer;
Er konnte es schon von der Schule her.
Im goldnen Engel auf der Bank
Saß er fleißig und sang und trank.
[310]
Und wenn es dann Feierabend hieß
Und jeder den goldenen Engel verließ,
War's ihm nicht recht. Denn saß er mal,
So verließ er nur ungern das schöne Lokal.
Die Rinnen des Daches, nützlich und gut,
Biegt er nach außen, bis alles kaputt.
[311] Dahingegen leeret die Dame vom Haus
Die Schale des Zornes über ihn aus.
Gibt's irgendwo 'ne Paukerei,
Natürlich, Hieronymus ist dabei
Und kriegt dann auch eine schöne Quarte
In seine dicke, fette Schwarte.
[312] Oft wandelt er mit Schmitts Karlinen,
Selbst wenn der Mond auch nicht geschienen,
In traulich stillem Wechselverkehr
Auf dem Walle der Stadt umher. –
Dieses war stets ein großer Genuß
Für den guten Hieronymus. –
Übrigens hat er unterdessen
Seine guten Alten auch nicht vergessen.
»Liebe Eltern!« – so schrieb er oft – »Ich melde
Hiebei, daß es mir fehlet an Gelde,[313]
Habet also die Gewogenheit
Und schicket mir bald eine Kleinigkeit.
Nämlich etwa zwanzig Dukaten,
Denn ich weiß mich kaum mehr zu raten,
Weil es alles so knapp geht hier,
Drum sendet doch dieses Geld bald mir.
Kaum begreift Ihr die starke Ausgabe,
Welche ich auf der Universität habe,
Für so viele Bücher und Collegia;
Ach, wären die zwanzig Dukaten da!
Hiemit will ich also mein Schreiben beschließen.
Meine Geschwister tu ich freundlich grüßen,
Und verharre hierauf zum Schluß
Euer gehorsamer Sohn
Hieronymus.
Ich setze noch eilig zum Postscripte:
Meine hochgeehrte und sehr geliebte
Eltern, ich bitte kindlich,
Schicket doch bald das Geld an mich.«
Was hierauf des Vaters Antwort gewesen,
Das kann man folgendermaßen lesen:
»Mein herzvielgeliebtester Sohn!
Dein Schreiben hab ich erhalten schon.
Es sind noch nicht drei Monat vergangen,
Daß Du hundertundfünfzig Taler empfangen;
Fast weiß ich nicht, wo in der Welt
Ich hernehmen solle alle das Geld.[314]
Ich höre gerne, daß Du studierest
Und dich fleißig und ordentlich aufführest;
Aber höchst ungern vernehme ich von Dir,
Daß Du zwanzig Dukaten forderst von mir.
Ich werde es also sehr gern sehen,
Wenn Du von der Universität tust gehen,
Denn es fällt mir wahrlich gar schwer,
Alle die Gelder zu nehmen woher.
Ich verharre übrigens
Dein treuer Vater,
Hans Jobs, pro tempore Senater.
N. S. Dein Schreiben mir zwar gefällt,
Aber verschone mich weiter mit Geld.«
Um demnach seiner Eltern Verlangen und Willen,
Die seine Heimkunft begehrten, zu erfüllen,
Tut Hieronymus zu dieser Frist,
Was zum Abmarsche nötig ist.
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