Er klebt so ämsig über seinen Büchern/ daß ihm der Schweiß vom Bukkel dropfft

[74] Ode Trochaica.


Andre mögen Bachum ehren

und ihr Göldt in Wein verkehren/

itzt bün ich ein andrer Mann

und ich dencke nicht mehr dran.

Fehder/ Dinte und Bappihr

acht ich über jede Zihr/

nur noch Eins erhizzt mein Bluht/

der gelährte Doctor-Hut![75]


Morgens bey dem schönsten Wettre/

kaum/ daß ich dem Bett entklettre/

lauff ich gleich und a prix tout

dem verehrten Pindus zu.

Pallas ümb den Busen kahl

fegt schon ihren Bücher-Saal/

drin so macht mich durchauß froh

der belihbte Cicero.


Widerümb nach Hauß gekommen/

wird Porphyrius für genommen/

der dem Plato früh und speht

wie ein Kokkel nach gekreht.

Nein/ wie mich dihß blohß erbarmt/

daß ihn schon der Sand ümb armt!

Waß er auffs Bappihr gesezzt/

steht in Marmol ein geezzt!


Metrodor und Meleager

sind mir keines-falls zu mager/

ihr besüsster Honig-Seim

hält mich fäst wie Vogel-Leim.

Auff dem Murr-Kopff Heraclit

folgt der weise Stagirit/

dihsem bün ich gantz vermänckt/

weil er mir blohß Küßgens schänckt![76]


Hecate/ die Himmels-Dirne/

zeigt schon ihre Silber-Stirne/

immer noch so lig ich fromb

über meinem Theopomp.

Venus/ dein gebutzter Leib

schafft mir nicht mehr Zeit-Verdreib/

mir genügt alß Panacé

ab und zu ein Dröpffgen Thee.


Pallas/ Erato und Clio

sind for mich das schönste Trio/

sonst so künt es mir ergehn/

wie's dem Simbson einst geschehn.

Dihsen fraß mit Haut und Hahr

die entmäntschte Thelilar.

Drümb so laß mich itzt in Ruh/

du verfluchtes Flötgen du!


Quelle:
Arno Holz: Dafnis. München 1904, S. 74-77.
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