Der 2. Absatz.

Von dem Silber.

[98] Dem Silber gebühret der erste Rang nach dem Gold unter denen Metallen / gleichwie es auch nach dem Gold das fürnehmste Objectum oder Gegensatz ist /auf welchen der Geitz oder die Geldgierigkeit abzihlet.27 Das Silber ist zwar um ein zimliches schlechter als das Gold / weilen sein Mercurius und Schwefel /aus dem es bestehet / nicht wohl fixirt und so vollkommen gereiniget ist / doch ist es edler und besser /als die übrige Metall: Es wird auch wenig gutes Silber gefunden / welches nicht etwas von Gold mit sich führet.

Das Silber ist ein schön-weisses / reines / glantzendes / hellklingendes Metall / welches sich in gar dinne Blättlein schlagen / in zarte Fäden ziehen / und gar subtil arbeiten / oder in allerhand Figuren bringen laßt / wie bey denen kunstreichen Arbeiten / bevorab in der filegrain Arbeit mit Verwunderung zu sehen ist. Es ist auch Artzney weiß zu gebrauchen / und gut für das Hertz-Klopffen / es stärcket das Hirn / reiniget den Leib / und macht ein gutes Blut: der Schaum vom Silber heilet die Wunden / und verzehret in denselben das faule Fleisch: es hilfft auch wider die Wohnsucht und Melancholie / und ist gut den Balsam und Jaspis aufzubehalten; dann diese beyde Ding besser und gerechter bleiben in dem Silber als in dem Gold. Das Silber ist ein hartes Metall / doch wird es flüßig in dem Feur: es wird gemeiniglich in denen Bergen / aus denen sogenannten Silber-Aderen gegraben / doch auch zu Zeiten in ebnem Feld gefunden. Man hat zu Zeit gefunden / daß die Natur für sich selber unter der Erden gewise Figuren aus dem Silber formirt habe /benanntlich ein Creutz / einen Löwen / ja auch ein Crucifix-Bild samt der Mutter GOttes / wie Magnif. P. Romoser in tract. de meteor. schreibt.

Die gröste Menge Silbers solle / wie à Costa schreibet / in West Indien anzutreffen seyn / bevor in Neu-Spanien und in Peru / wie auch in denen Peruanischen Minen: das zu Potosi solle nach seiner Meynung das allerbeste und fürtrefflichste seyn.28 Der König David hat zu dem Tempel zu Jerusalem 7000. Centner des besten Silbers verordnet / wie die Heil. Schrifft bezeuget.29 Zu Zeiten des König Salomons aber ware das Silber zu Jerusalem so gemein und häuffig / als wie die Stein / wie abermahl in H. Schrifft gelesen wird. Was auch heutiges Tags für ein Menge Silbers anzutreffen seye an denen Höfen der König[98] und Fürsten / das ist aus unterschiedlichen Erzehlungen sattsam bekannt / also daß auch die grössere und gemeinere Geschirr aus lauter Silber gemacht werden.

In sittlichem Verstand ist durch das Silber die Christliche oder Evangelische Lehr zu verstehen / und auf diese können ausgedeutet werden die Wort des Psalmisten: Eloquia Domini eloquia casta: argentum igne examinatum, probatum terræ, purgatum septuplum.30 Die Wort des HErrn seynd reine Wort: Silber durchs Feur bewährt / gar sein enterdet / siben mahl gefeget. Also solle erstlich die Lehr deren Christlichen Predigern hergenommen werden aus der Heil. Schrifft / als wie das Silber aus denen Berg-Aderen / sie solle weiß und rein seyn / als wie das Silber / das ist / aufrichtig / wahrhafft von allem Irrthum frey: auch hell und klar und deutlich /glantzend wegen dem guten Exempel und auferbäulichen Lebens des Predigers / mit welchem die Lehr der Christlichen Prediger solle vergesellschafftet seyn /damit sie ein Krafft und Nachdruck habe / auch wohlklingend und angenehm / durch ein anständig und mäßige / nicht aber eitel und affectate oder hochgetriebene Wohlredenheit / und Redens-Art / damit sie sich in alle Form und Figur biegen und lencken lasse / ich will sagen / auf alle Zuhörer / Gelehrte und Ungelehrte / Edel und Unedle / Junge und Alte sich schicke und appliciren lasse / damit sie also gleich dem Silber / zu einer kräfftig und heylsamen Medicin werde /den Leib / den sittlichen Leib der Catholischen Gemeind zu reinigen / das Hertz und Hirn / oder den Verstand zu stärcken wider die Anfechtung- und Irrthumen. Sie solle auch die Wunden oder Sünden der kranck ligenden Seel curiren / und nicht zulassen /daß ein faules Fleisch wachse durch die Trägheit.

Endlichen solle auch die Lehr der Christl. Prediger / wann es die Noth und Umständ erforderen / ein mäßige Härte oder Schärpffe haben / doch auch durch das Mitleyden und durch die Gütigkeit solviren lassen und sich zerfliessen / inmassen die Gerechte und vollkommene Männer ihnen selber hart und streng anderen aber gelind und gütig seynd. Auf solche Weiß wird der Christliche Prediger ein taugliches Gefäß seyn / den Balsam der Göttlichen Gnad für sich und seine Anvertraute unversehrt und ungeschwächt zu erhalten.

Zu wünschen wäre es / daß die Menschen einen so grossen Lust und Begierd zu diesem sittlichen Silber der Christlichen und Evangelischen Lehr hätten / als wie sie zu dem natürlichen oder Materialischen Silber und Geld haben; dann diese Begierd ist bey vilen unmäßig groß / also daß ihnen billich mit dem Propheten Jeremia kan gesagt werden: Oculi & cor tuum ad avaritiam.31 Deine Augen und dein Hertz stehen dir nur auf den Geiz: Deine Sinn und Sorgen auf Gut und Geld auf waserley Weiß zusammen zu häuffen / per fas & nefas, seye es mit Recht oder mit Unrecht. Dann der Geld-Geitz ist unersättlich / wie der weise Ecclesiastes selber austrucklich bezeuget / sprechend: Avarus non implebitur pecunia etc.32 Der Geitzige wird des Gelds nimmer satt / und wer Reichthum liebt / wird keinen Nutzen darvon haben. Die Ursach dessen ist / weil der Geitz ein Feur ist / das in dem Hertzen brennet / und das Hertz ist gleichsam das Holtz / so dieses Feur erhalt und ernähret: das Feuer aber ist unersättlich. Ignis nunquam dicit sufficit. Es sagt niemahl / es ist genug / sonder es will immer mehr haben. Wiederum gleichwie die Speiß den Appetit nicht ersättigen kan / und den Hunger nicht stillen / so lang sie nicht in den Magen eingehet / weil der Hunger in dem Magen ist / und nicht auf dem Tisch oder in der Schüssel / wo sich die Speiß befindet: Eben also / weil der Geitz in dem Hertzen ist (dann der Geitz ist eine unordentliche Begierd oder Anmuthung zu haben / wie der Heil. Thomas und andere lehren) das Geld aber nicht kan in das Hertz eingehen / sonder nur in dem Beutel / in Küsten und Kästen sich befindet / so kan es ja den Geitz oder das geitzige Hertz[99] keines Weegs erfüllen und ersättigen. Inflammatur lucro avaritia non restringitur, sagt der Heil. Ambros. lib. de Naboth. c. 2 der Geitz wird durch den Gewinn noch mehr entzündet / und nicht ausgelöscht.

Ferners die Begierd des Hertzens ist einer unendlichen Fähigkeit / und kan mit nichts als mit GOtt selbsten ersättiget werden: das Gut und Geld aber ist allzeit etwas endliches / ja ein weniges: also kan es abermahls das Hertz und Gemüth des Geitzigen nicht erfüllen / wie der Heil. Augustinus anmercket. Derowegen seynd die Geitzige die armseeligste Sclaven / und haben die schweriste Dienstbarkeit: dieweilen sie Tag und Nacht nie kein Ruhe haben / sonder immer sorgen und sich bemühen müssen / wie sie Geld machen /und mehr zeitliches Guth zusammen bringen wollen /ihrem Tyrannischen Herrn dem Geitz ein Vergnügen zu leisten / und den Willen zu erfüllen: und dannoch ist er niemahl mit ihnen zu frieden / sondern will immerdar mehr von ihnen haben. Gleichwie die Wassersüchtige / sagte einstens Diogenes, jemehr sie trincken / jemehr durstet sie / also die Geitzige / jemehr sie haben / jemehr wollen sie haben. Dannoch gibt es unzahlbare die sich freywillig in so schmählich als beschwehrliche Dienstbarkeit begeben / und wollen lieber des Gelds Sclaven als Herren seyn.33 Ein solcher ist unter tausend anderen gewesen jener Reiche / der soviel Haab und Guth hat zusammen gebracht / daß er nicht Platz und Orth genug gehabt hat solches aufzubehalten: welchen aber deßwegen GOTT selbsten austrucklich einen Narren gescholten hat / sprechend: Du Narr diese Nacht wird man deine Seel von dir fordern / und wessen wird es seyn / was du berei tet hast?34 und setzt noch hinzu: also gehet es /wer ihme Schäz sammlet / und ist nicht reich in GOTT.

Der Geitzige hat ein zeitliche und ewige Höll / gegenwärtige und zukünfftige Peyn: Er hat Mühe und Arbeit in Sammlung des Gut und Gelds / Kummer und Sorg in Bewahrung desselben / Leid und Schmertzen aber in desselben Verlust: und auch unterdessen besitzt er das Geld nicht / sondern wird vielmehr von ihm besessen / und als wie ein Gefangener am Narren-Seil herum geführt / indem er ihm offt nicht genug zu essen traut. Viel HH. haben zwar mit Wachen / Fasten und Leiden den Himmel verdient: aber ein mancher närrischer Geitzhals verdient mit Fasten / Wachen und Leiden nichts anders als zeitliche Schand und ewigen Schaden.

Ein solcher thorrechter Geitzhals ist gewesen der Kayser Domitianus, der so wohl das Leben denen Todts-schuldigen / als die hohe Ehren-Aemter nicht denen / die es würdig waren / gegeben / sondern ums Geld verkaufft hat: theils auch die Lasterhaffte und Rauberische darzu erhöhet / wohlwissend / daß sie sich darbey bereichen wurden / er aber als dann Gelegenheit haben / sie auch selbst wiederum zu berauben: woraus zu seiner ewigen Schand das Sprichwort entstanden ist: Er brauche seine Beamte als wie die Schwammen / welche / so offt sie sich voll Wasser angesogen haben / man auspresset / und alles wiederum heraus zu geben zwingt.

Der Kayser Caligula, nachdem er lang sehr verschwunderisch gewesen / ist er überaus geitzig worden / also daß er die reiche Leut gezwungen hat / ihne zum Erben ihrer Güter einzusetzen / nachdem sie sich aber verschrieben haben / hat er ihren Todt / aus Geld-Begierd / nicht erwarten können / sondern ihnen heimlich Gifft zugebracht / nur daß er bald erben kunte.

Commodus auch ein Kayser / hat aus Geitz die Rechts-Händel / als wie auf einem offentlichen Marckt ums Geld verkaufft: ja auch um die Bezahlung Erlaubnuß geben / wer es begehrt hat / einen andern umzubringen / und andere Laster frey zu begehen.

Nicht gar so grausam und ungerecht / aber lächerlich genug ist auch einstens gewesen der Geitz jenes gewissen fürnehmen Herrns / der bey eitler Nacht aufzustehen und hin und wider einige Kertzen oder Amplen / so die Leut[100] für ein Nacht-Liecht angezunden haben / auszulöschen pflegte. Eben dieser liesse seinen Bedienten das vorhin gewöhnliche Essen in so weit abziehen / daß er einem jeden sein Stücklein Fleisch oder Fisch etc. ungekochter austheilen liesse /ein wenig Schmaltz oder Saltz zu erspahren.

Noch besser hat es gemacht oder noch mehr gespahrt ein anderer grosser Herr / der ihm in seinen Reitstall einen heimlichen Eingang hat machen lassen / durch welchen er in der Nacht in den Stall gangen ist / und einem jeden Pferd ein oder andere Handvoll von dem schon aufgeschütten Futter widerum hinweggenommen: als ihne aber einstens sein eigner Stallmeister darüber ertappet hatte / und in der Dunckle nicht gekennt / da hat er ihne / vermeinend es seye ein Dieb / so denen Pferden das Futter stehle / dapffer abgeprügelt.35

Fast eben also hat seinen Geitz gebüst ein sehr intereßirter und gar zu eigennutziger Cammer-Diener /der bey seinem Reichen und freygebigen Herrn keinen / der um etwas gebetten hat / anmelden oder fürkommen lassen wolte / er habe ihme zuvor versprochen den halben Theil / was er von seinem Herrn verehrt bekommen werde / zu geben / und mit ihme redlich zu theilen. Das hat ihm ein arglistiger Gesell gemerckt /und nachdem er eben auch diesen Pact mit dem Cammer-Diener gemacht / und von dessen gnädigem Herrn ein reiche Beysteur erhalten / da hat er anbey noch um ein andere Gnad den Cavalier gebetten: und zwar kein andere / als er möchte sich würdigen ihm für ein Angedencken mit eigner Hand eine Maultaschen zu geben / er wolle es gewiß für ein Gnad haben / der Cavalier gibt ihm gleichwohl endlich /weil er es also haben wolt / einen kleinen Backen streich / und laßt ihn gantz wohl nach vielen Dancksagungen vergnügt darmit abziehen. Der Cammer-Diener unterdessen wartet mit Verlangen draussen / in Hoffnung / die Helffte von einer guten Verehrung zu bekommen: so bald aber der / so Audientz gehabt /hinauskommen / sagt er Freuden-voll / ja es sey wohl abgeloffen / er habe von seinem gnädigen Herrn zwey verlangte Gnaden und Verehrungen bekommen: die eine (er verstunde das Geld) brauche er nothwendig für sich / die andere aber wolle er ihme redlich mittheilen / und als er das sagt / gibt er ihm ein Maultaschen / daß er die Stiegen hinunter burtzlete. Das Getümmel verursachte / daß der Cavalier zum Zimmer heraus geloffen / um zu sehen / was dieses seye / und als ihme dieser erzehlt / wie er mit seinem Cammer-Diener die zwey empfangne Gnaden Contract-mäßig redlich getheilt habe / da lachte er darüber / gabe ihm recht / und schaffte den geitzigen Cammer-Diener ab.

Also wohl und recht wird der Geitz oder Gelt-gierigkeit öffters auch noch in diesem Leben bezahlt. Wie gehet es aber denen Geitzigen in dem anderen oder im sterben? Mich geduncket / es gehe ihnen wie den Schafen / (doch nicht in allem so gut) dann nachdem sie die Woll lang genug herum getragen haben /heist es: sic vos non vobis etc. man thut sie gantz genau scheeren / und laßt sie mit der blossen Haut darvon gehen: oder als wie denen Bienen den Immen /nachdem sie das Hönig lang und mühesam gesammelt und ausgearbeitet haben / da schöpfft man den Immen / und nimmt gleichwohl das Hönig hinweg / und laßt ihnen den leeren Korb stehen / da mögen sie gleichwohl von neuem wieder anfangen hausen und arbeiten. Eben also die reiche Geitzhäls / nachdem sie mit langer Weil und vieler Mühe grosse Schätz und Reichthumen gesammlet haben / sterben sie dahin /und müssen gleichwohl ihr Gut und Geld denen lachenden Erben / oder auch Fremden / denen sie es gar nicht vermeinten / dahinden lassen / relinquent alienis divitias suas, ohne das geringste mehr forthin zu geniessen. Dives cum dormierit, nil secum auferet etc.36 Der Reiche / wann er schlafft / wann er stirbt / da wird er nichts mit sich nemmen. Er wird die Augen aufthun und nichs finden. Ja nicht nur nichts zu geniessen / sondern[101] vielmehr ewig abzubüssen haben. Wie bezeuget der Prophet Baruch /indem er fragt und selber antwortet: Ubi sunt, qui thesaurizant aurum & argentum etc.37 wo seynd /die Silber und Gold (auf die die Menschen ihre Hoffnung setzen) ungerechter Weiß zusammen legen? Exterminati sunt & ad inferos descenderunt etc. sie seynd ausgereutet und zur Höllen gefahren. Dann es stehet geschrieben: nihil est iniquius quàm amare pecuniam, hic enim & animam suam venalem habet.38 Es ist nichts ärgers als Gut und Geld lieben / dann ein solcher darff auch sein Leben feil tragen.

Ja auch die Heydnische Weltweise haben diese Wahrheit erkennt: dann als Diogenes gefragt wurde /welches die schlimmste Thier seyen? gab er zur Antwort: in denen Wälder und Bergen seynd es die Löwen und Bären / in denen Städten aber die Wucherer und Geitzhäls. Plato als er einen sahe / der sich immer bemühete sein Gut und Geld zu vermehren /sagte er zu ihm: O du boßhaffter Mensch / bemühe dich nit dein Haab und Gut zu vermehren / sondern vilmehr deinen grossen Geitz zu verminderen. Bion aber sagte: Der Geitz seye die Hauptstatt aller Boßheit. Endlichen wiederum ein anderer gar weißlich: Die erste und gröste Mühe und Sorg soll man auf das Gemüth wenden / die anderte auf den Leib / und endlich die dritte erst auf das Haab und Gut. Aber / O wie viel Christen verkehren diese Ordnung gantz und gar / indem sie die erste und gröste Sorg auf das zeitliche Gut und Geld wenden / die anderte auf den Wohlstand des Leibs / und endlichen kaum die dritte und geringste auf das Heil der Seelen.


Quelle:
Kobolt, Willibald: Die Groß- und Kleine Welt, Natürlich-Sittlich- und Politischer Weiß zum Lust und Nutzen vorgestellt [...]. Augsburg 1738, S. 98-102.
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