216.

[380] Häufig bilden die Hexen durch Zauber irgend ein verderbliches Ding, das sonst nicht existiert, und schaffen es in die Nähe der zum Untergang bestimmten Wesen. Zu diesen Dingen gehören namentlich die Hexenkränze, Kränze oder ähnliche Verschlingungen der Federn in den Betten. Die[380] Federn werden von den Hexen gewöhnlich in einen Ring zusammengeflochten, zuweilen hängt ein Schwanz daran. Die Hexen können dies aus der Ferne, tun es aber nicht immer auf einmal, denn man findet mitunter auch angefangene Kränze; ja, in Jeverland hat man einmal einen gefunden, in welchem noch Nadel und Draht staken, und bewahrt denselben noch auf. Ist der Kranz geschlossen, so kann kein Mensch, der auf dem Bette schläft gedeihen, Kranke können nicht genesen, Gesunde werden krank, bis man die Ursache entdeckt und die Kränze auf einem Kreuzwege verbrennt. In Jeverland erzählt man auch, daß die Hexen, besonders bei kleinen Kindern in der Wiege, buntseidene Püppchen zwischen das Bettzeug legen, infolgedessen die Kinder erkranken und sterben. Die Püppchen sind unzertrennbar, und es gibt kein anderes Mittel, das Hexenwerk unschädlich zu machen, als es zu verbrennen. Wenn es aber nach der Behauptung Einiger unverbrennbar ist, so würde es freilich gar kein Mittel geben. Ist ein so verzaubertes Kind am Sterben, so pflegt die Hexe sich einzustellen, meist unter dem Vorwande, etwas leihen zu wollen.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CCCLXXX380-CCCLXXXI381.
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