152. Wunsch.

[129] Ein recht aus dem Herzen hervorquillender Wunsch, die der heißen Leidenschaft entsprungene Verfluchung und die frevelhafte Verwünschung, haben nicht selten die Wirkung, daß das gewünschte oder doch herbeibeschworene Ereignis wirklich eintritt. Im allgemeinen sind freilich die Zeiten, wo das Wünschen noch half, vorbei. Wer seinen Wunsch erfüllt haben will, muß schon besondere Umstände benutzen (85, 86, 127), und der gottlose Wunsch, der auf den Tod eines Menschen zielt, bewirkt sogar nach dem Sprichworte das Gegenteil. »Hapedod läwt am längsten,« heißt es, und »Use Herrgott nimmt kien Gäwelgod.« Aber die Sage hat doch verschiedene Beispiele erhalten, in denen der Wunsch oder die Verwünschung sich zu verwirklichen vermocht hat, und der Glaube an die Kraft der Verfluchung ist auch heute noch keineswegs ausgestorben. Auch der Teufel (190 d.e.f.) und die Waldridersken (251, 252) müssen der Verwünschung gehorchen.

Vgl. auch 175.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CXXIX129.
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