Ammoniumsulfat [2]

[33] Ammoniumsulfat. – Der außerordentlich große Bedarf an Schwefelsäure in dir Kriegszeit machte die Inanspruchnahme neuer Rohstoffe und Verfahren notwendig, die auch jetzt und weiterhin in Gebrauch bleiben müssen. In sehr großem Maßstab wird ein Verfahren der Badischen Anilin- und Sodafabrik angewendet, welches in der Umsetzung von Ammoniak und Kohlensäure mit Calciumsulfat (Gips oder Anhydrit) zu Ammoniumsulfat um Calciumkarbonat besteht. Das hierfür erforderliche Ammoniak wird mittels des Haberschen Verfahrens synthetisch hergestellt [1].

Sehr wichtig ist auch das schon vor dem Kriege in Betrieb gekommene Verfahren von Walther Feld (Polythionatverfahren), welches den chemisch gebundenen Schwefel aus den Gasen von der Trocken Destillation der Kohle (Gasanstalten und Kokereien) teils als Schwefel, teils als Ammoniumsulfat gewinnen läßt. Zu diesem Zweck wird das vom Teer befreite Gas mit 60° C von unten in einen Wäscher gegen eine herabregnende Ammoniumtetrathionatlauge geleitet. Diese verwandelt sich mit dem Ammoniak und Schwefelwasserstoff in Thiosulfat, und Schwefel scheidet sich aus. Dann wird die Thiosulfatlauge mit Schwefeldioxyd behandelt und so in Polythionat übergeführt, das in den Wäscher, sich anreichernd, zurückkehrt. Nach genügender Anreicherung wird ein Teil in einem Kocher zersetzt und das dabei neben Schwefel entstehende Ammoniumsulfat in der Zentrifuge abgeschleudert [2].


Literatur: [1] Chemiker-Ztg., Jahrg. 1917, S. 657; Jahrg. 1918, S. 197. – [2] Chemiker-Ztg., Jahrg. 1917, Nr. 98/99, S. 657.

Moye.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 33.
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