Antichlor

[236] Antichlor, Natriumthiosulfat, Na2S2O3 + 5 aq., auch Natriumhyposulfit genannt, nicht zu verwechseln mit dem in der Hydrosulfitküpe (s. Indigoküpen) benutzten Natriumsalz der hydroschwefligen Säure Na2S2O4 ist ein in der Praxis unter dem Namen »unterschwefligsaures Natron« bekanntes, in großen Kristallen vorkommendes weißes, in Wasser leicht lösliches Salz. Es findet in der Photographie Verwendung als »Fixiersalz«, in der Baumwolldruckerei als weiße, durch Reduktion wirkende Reservage unter Anilinschwarz (s.d.) und in der Wollfärberei als »Schwefelbeize« beim Färben mit Methyl- und Malachitgrün.

Die Bezeichnung »Antichlor« verdankt das Salz seiner alterten Verwendung in der Papier-, Leinen- und Baumwollbleiche, wo es als prompt wirkendes Reduktionsmittel zugleich die etwa der weißgebleichten Cellulose noch anhaftende Säure zu neutralisieren und das in der Säure enthaltene freie Chlor unschädlich zu machen hat. Als unsre Bleicher noch nicht sicher genug mit dem Chlor arbeiteten, war das unterschwefligsaure Natron ein gerne benutztes Hilfsmittel, um die Ware gegen die üblen Folgen zu starker Chlorbäder und ungenügenden Waschens vor dem Trocknen zu sichern. Heute genügt die Vorsicht, die Ware nach dem Chloren und Säuren durch ein ganz schwaches Ammoniakwasser zu nehmen, um sie ohne Gefahr für die Fertigkeit der Faser den heißen Trockenräumen oder -apparaten anvertrauen zu können. Unter diesem Gesichtspunkt könnte also auch das Ammoniak als Antichlor bezeichnet werden.

(Kielmeyer) R. Möhlau.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 236.
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