[248] Appretbrechmaschine. Wenn für eine abzuliefernde Baumwollstückware vorgeschrieben ist, daß sie einen festen und kernigen, dabei aber nicht bockigen oder papierenen Griff haben soll, so muß sie zunächst durch Auftragen von viel Appretmasse und scharfes Trocknen einen steifen Appret erhalten. Will man ihr Glanz geben, so wird sie eingesprengt (s. Einsprengmaschine) und heiß kalandriert, andernfalls wird sie nach dem Trocknen sofort kalt kalandriert. Wo man nun, wie in Appreturanstalten, die zugleich Leinenwaren ausrüsten, über eine Kastenmange verfügt, wird die steif gestärkte Ware, um sie »mild« zu machen, nur leicht »abgeköpft«. Baumwolldruckereien, die selten oder nie eine Kastenmange besitzen, bedienen sich zum gleichen Zweck der Appretbrechmaschine von Paul Heilmann, die aus zwei ineinander greifenden, kannelierten eisernen Walzen besteht.
Die zwei Walzen liegen wie Kalanderwalzen wagrecht übereinander in einem eisernen Gestell in senkrecht verschiebbaren Lagern, so daß man die zur Walzenachse senkrechten Einschnitte und Wülste in den Walzen mehr oder weniger tief ineinander eingreifen lassen kann. Für den Antrieb sitzt auf jeder der beiden Walzen seitwärts ein Zahnrad, von denen das eine, von der Transmission aus betätigt, das andre treibt. Während diese zwei Walzen Geh drehen, läßt man die steif gestärkte Ware breit und in gespanntem Zustand zwischen ihnen durchgehen. Da jedoch der Stoff von den nackten Metallwalzen zerschnitten würde, so ist jede derselben mit dickem Kautschuktuch überzogen, das entlang der Walze durch seitliche Schrauben in beliebiger Spannung erhalten werden kann. Der Zweck dieser zwei Kautschukhosen ist ebenso leicht einzusehen, wie die Wirkung der ganzen Maschine. Indem die steifgestärkten Gewebe zwischen den zwei fest aufeinander gepreßten Walzen hindurchgeführt werden, folgen sie ihrer Breite nach den wellenförmigen Oberflächen der Kautschuktücher, wodurch der Appret gebogen und elastisch gemacht wird [1]. Gleichzeitig wird aber auch das Gewebe in die Breite gezogen, was nicht in allen Fällen erwünscht ist. Analog diesem Apparat wirkt die Appretbrechmaschine von Welter (D.R.P. Nr. 30067) und eine in der Normandie seit längerer Zeit eingeführte Maschine mit kannelierten, ineinander laufenden Holzwalzen, die aber nicht mit Kautschuk überzogen sind. Die Einschnitte sind diesmal nicht senkrecht zur Walzenachse, sondern laufen von der Mitte aus schräg in einer Spirale nach den beiden Enden der Walzen; sie dehnen die[248] Ware nicht in die Breite, sondern beschränken sich darauf, die feste Appretmasse auf dem Stoff umzubiegen, zu massieren und mild zu machen [2]. Wesentlich anders, aber sehr wirksam ist der in Frankreich patentierte Apparat von Angelier, Grobon & Co., in Wirklichkeit ein Aufbäumstuhl (s.d.), auf dem jedoch die steif gestärkte Ware ihren Weg von vorne nach hinten nicht über eine Anzahl wagrechter Traversen macht, sondern zwischen einer oberen und unteren Reihe schneckenförmig und mit runden Kanten kannelierter Brechwälzchen A (s. Fig.) hindurchgeht. Die untere Reihe lagert in einem horizontalen, am Gestelle der Maschine befestigten Rahmen B, die obere Reihe in dem senkrecht verstellbaren Rahmen B. Sämtliche Wälzchen erhalten in den meisten Fällen ihre Drehung von der in gespanntem Zustand durch die Maschine laufenden Ware. Die Vertiefungen der oberen Wälzchen korrespondieren zwar mit den Erhöhungen der unteren Wälzchen, greisen aber infolge ihrer horizontalen Entfernung nicht ineinander ein. Je tiefer der obere Rahmen B heruntergeschraubt ist, um so mehr wird die Ware gespannt und um so stärker wird der auf ihr befindliche Appret von den oben und unten in entgegengesetzter Drehrichtung arbeitenden Wälzchen gebogen und gebrochen. Will man hingegen die Spannung vermindern, so schraubt man den oberen Rahmen höher, und außerdem ist noch Vorsorge getroffen, daß die unteren Wälzchen eine selbständige, von der Ware unabhängige, mit den oberen Wälzchen in gleichem Sinne laufende Drehung erhalten, wodurch die ganze Wirkung des Apparates noch mehr vermindert, die Ware weniger gespannt, der Appret weniger gezogen, gebogen und gebrochen wird [3].
Literatur: [1] Bull. Soc. Ind., Mulh. 1868, S. 375. [2] Dépierre, Die Appretur der Baumwollgewebe, deutsche Ausgabe, Wien 1888. [3] Leipziger Monatsschrift für Textilindustrie 1893, S. 408.
(Kielmeyer) R. Möhlau.