Arsensulfide

[305] Arsensulfide. Im freien Zustande sind drei Schwefelverbindungen des Arsens bekannt: das Arsendisulfid As2S2 (Realgar), das Arsentrisulfid As2S3 (Auripigment) und das Arsenpentasulfid As2S5.

1. Arsendisulfid As2S2, Mol.-Gew. 214, spez. Gew. 3,5, bildet rote, kristallinische, durchscheinende Massen, die sowohl schmelzbar als sublimierbar sind. Das Sulfid löst sich in Lösungen der Hydrate und Sulfide der Alkalien und Erdalkalien. – Es findet sich natürlich als Realgar (Rauschrot, Rotglas), wird aber auch in großen Mengen künstlich erzeugt. Seine Herstellung besteht in einer Sublimation von arsen- und schwefelhaltigen Erzen und Hüttenprodukten, die mit Rücksicht auf das richtige Verhältnis zwischen flüchtigem Arsen und Schwefel gattiert werden. Das Präparat ist chemisch von etwas wechselnder Zusammensetzung. Die Apparate für diese Arbeit bestehen, wie bei der Arsengewinnung, aus Tonröhren mit eisernen Vorlagen. Erstere sind in ähnlicher Art wie die Arsenretorten in Feuerungen angeordnet. Das meist ungleichmäßig zusammengesetzte und aussehende Sublimat wird durch Umschmelzen gereinigt. – Anwendung: als Farbe; zum Enthaaren (mit Kalk oder Schwefelnatrium) in der Gerberei; in der Feuerwerkerei als Zusatz zu bengalischen Weißfeuern. Ein Gemisch von 2 Teilen Realgar, 7 Teilen Schwefel und 24 Teilen Salpeter bildet den Satz des sogenannten Indischen Weißfeuers, s. Feuerwerkerei; bei der Flintenschrot-(Hagel-)Fabrikation. Bezugsquellen, Geschichtliches und Literatur s. Arsen.

2. Arsentrisulfid As2S3, Mol.-Gew. 246, spez. Gew. 3,4, bildet ein gelbes amorphes oder kristallinisches Pulver, ist schmelzbar und flüchtig. Es kommt als Auripigment oder Rauschgelb natürlich vor, wird auch künstlich dargestellt durch Sublimation von Arsenik mit Schwefel. Bei der Fällung von Arsenlösungen (arsenhaltiger Schwefelsäure) mit Schwefelwasserstoff wird ebenfalls Arsentrisulfid erhalten, das aber nicht direkt brauchbar ist, sondern meist durch Sublimation mit Arsenik auf rotes oder gelbes Arsenglas verarbeitet wird. – Die Anwendung dieses Sulfides ist eine beschränktere als die des Disulfides, auch in der Feuerwerkerei; es dient als Farbe, als Enthaarungsmittel und wird auch in der Zeugdruckerei benutzt.

3. Arsenpentasulfid As2S5, amorphes, gelbes, sublimierbares Pulver, erhalten durch Einleiten von Schwefelwasserstoff in eine warme angesäuerte Lösung von Arsensäure oder durch Zusammenschmelzen von As2S3 (Auripigment) mit der nötigen Menge Schwefel. Unlöslich in Wasser und in Säuren.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 305.
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