Augit

[387] Augit (Pyroxen), in der Mineralogie, eine Reihe von Silikaten (kieselsaure Salze), vornehmlich des Calcium und Magnesium (Ca, MgSiO3), die rhombisch, monoklin oder triklin kristallisieren und im Gegensatz zu den chemisch gleich oder ähnlich zusammengesetzten Hornblenden (s.d.) alle eine prismatische Form zeigen, deren Prismenflächen unter einem Winkel von ungefähr 87° zueinander geneigt sind. Obwohl sehr häufig weitverbreitet und für viele Gesteine sehr wichtig, sind sie doch technisch ziemlich bedeutungslos.

Man unterscheidet hier: 1. Augit, meist neben Kalk- und Magnesiumsilikat noch solches von Tonerde (4–9%) und Eisenoxydul (10%); kristallisiert monoklin; dunkelgrün oder braun; durchsichtig, spaltbar nach dem Prisma; Härte 51/2–6, spez. Gew. 3,3. Schmelzbar bei 1230° C. Beim Verwittern zuerst in Chlorit übergehend, dann in Kalkspat, Eisenoxydul und Quarz zerfallend. Wesentlicher Gemengteil der meisten Eruptivgesteine, besonders der Diabase, Porphyrite, Melaphyre, Andesite, Basalte u.s.w., seltener in kristallinen Schiefern und in Schichtgesteinen. – 2. Diopsid, Salit, Malakolith, reines Kalkmagnesiasilikat CaMgSi2O6 (25,93% CaO, 18,52% MgO, 55,55% SiO2), kristallisiert monoklin; Härte 51/2–6, spez. Gew. 3,2–3,3; farblos bis grün, wenn dunkelgrün und klar, wird Diopsid auch wohl als Edelstein verschlissen. Meist nur in alten kristallinen Schiefern. – 3. Wollastonit, Tafelspat, Kalksilikat CaSiO3 (48,28% CaO, 51,72% SiO2), kristallisiert monoklin; Härte 41/2, spez. Gew. 2,8–2,9; rötlich-, gelblich- oder graulichweiß; perlmutter- oder seidenglänzend; zuweilen asbestähnlich. Ohne technische Bedeutung. – 4. Kokkolith, sehr reich an Eisenoxydul, kristallisiert monoklin und bildet meist große, runde Körner; sonst wie Augit. Er wird als Zuschlag in Eisenhochöfen benutzt. – 5. Diallag, Blätteraugit, durch eine vollkommene Spaltbarkeit quer zur Längenachse des Prismas ausgezeichnet; reich an Eisenoxydul; kristallisiert monoklin. Härte 4–5, spez. Gew. 3,2–3,4; braun, grün mit metallischem Schiller; vorwiegend Gemengteil in Gabbro. – 6. Enstatit, reines Magnesiasilikat MgSiO3 (40,0% MgO, 60% SiO2); kristallisiert rhombisch; Härte 51/2 spez. Gew. 3,1–3,2. Farblos, gelblich und grünlich; fast unschmelzbar. Meist wesentlicher Gemengteil in älteren Eruptivgesteinen, Porphyrit, Diabas, Melaphyr u.s.w. – 7. Bronzit,[387] Magnesiaeisenoxydulsilikat MgFeSi2O6; sonst wie voriger; gut spaltend; Härte 4–5, spez. Gew. 3,0–3,5. Geht bei der Umwandlung in gelben, messingglänzenden Bastit (Schillerspat) mit serpentinartiger Zusammensetzung über. Ebenfalls wesentlicher Gemengteil in älteren Eruptivgesteinen, dann oft in Serpentin. Wird mitunter zu Vasen, Knöpfen u.s.w. verarbeitet (Harzburg). – 8. Hypersthen eisenreich (15–34% FeO), kristallisiert rhombisch; spaltet nach mehreren Richtungen gut; Härte 6, spez. Gew. 3,3–3,4. Schwärzlichgrün oder -braun. Bei schönem Farbenschimmer wird er auch mitunter zu Ornamenten und Schmuckstein (en cabochon) gebraucht; er nimmt eine schöne Politur durch Tripel an. – 9. Spodumen, Triphan, Hiddenit, lithionhaltig (7,09% Li); kristallisiert monoklin; meist derb, strahlig; Härte 61/2–7, spez. Gew. 3,1–3,2. Weiß oder grün. Schmelzbar vor dem Lötrohr. Wird zur Darstellung des Lithium benutzt. Der smaragdgrüne von Alexander-County in N.-Carolina wird als Edelstein (Lithionsmaragd) verschlissen. – 10. Jadeit, natronhaltiger Spodumen; meist derb, feinkörnig bis dicht. Härte 61/2–7, spez. Gew. 3,28–3,35. Weiß bis dunkelgrün. Nur aus Zentral- und Südasien sicher bekannt und in der Vorzeit zu Steinbeilen benutzt. – 11. Rhodonit, Mangankiesel, russisch Orletz, wesentlich Mangansilikat MnSiO3, kristallisiert triklin, jedoch meist derb und körnig; Härte 51/2, spez. Gew. 3,5–3,6. Dunkelrosenrot, verwittert schwarz. Schön rosenrot gefärbte Stücke von Katharinenburg (Málaga Scedelnikówaja) im Ural werden zu Kunstgegenständen, Ornamenten verarbeitet.


Literatur: Klockmann, Lehrbuch der Mineralogie, 3. Aufl., Stuttgart 1903; Naumann-Zirkel, Elemente der Mineralogie, 14. Aufl., Leipzig 1901.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 387-388.
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