Hornblende

[140] Hornblende (Amphibol), Mineral, Silikate von Tonerde, Kalk, Magnesia, Eisenoxydul in wechselnder Mischung, ähnlich wie Augit zusammengesetzt und wie dieser auch kristallisierend. Nur bilden die Flächen des Prisma an der Kante einen Winkel von 124° 30', ebenso auch die Hauptspaltungsrichtungen. Die technische Bedeutung ist trotz der zahlreichen Arten und des häufigen Vorkommens ziemlich untergeordnet.

Man unterscheidet: 1. Hornblende, gemeine, ohne konstante Zusammensetzung; kristallisiert monoklin, prismatisch, selten derb; meist dunkelgrün oder -braun bis schwarz und glasglänzend. Durchsichtig. Spaltbar. Härte 51/2–6. Spez. Gew. 3,1–3,3. Schmilzt um so leichter, je reicher an Eisen und Alkali. Nach dem Schmelzen von Säuren angreifbar. Bei der Verwitterung entstehen oft chloritische Aggregate und als Endprodukt Kalkspat, Kieselsäure und Ton. Sie ist ein Hauptgemengteil in vielen kristallinen Schiefern, dann in zahlreichen Eruptivgesteinen (Syenit, Diorit, Porphyrit, Andesit u.s.w.), tritt dagegen seltener in Sedimenten auf. Wird als Zuschlag beim Schmelzen der Eisenerze benutzt.

2. Aktinolith, Strahlstein, eine sehr eisenreiche, bouteillengrüne Abart, kristallisiert monoklin. Spez. Gew. 3,03–3,17. Sehr häufig in Talk- und Chloritschiefern, aber auch reine Strahlsteinschiefer bildend.

3. Tremolit, Grammatit, Magnesia-Kalk-Silikat ohne Tonerde Mg3CaSi4O12 (28,85% MgO, 13,35% CaO, 57,70% SiO2), weiße bis graue prismatische monokline Kristalle, glasglänzend, durchscheinend. Spez. Gew. 2,9–3,0. Sehr schwer schmelzbar; nach dem Erstarren hat das Schmelzprodukt Augitform und ist spezifisch schwerer.

4. Uralit wird sekundäre Hornblende in der äußeren Form des Augit genannt. Diese Pseudomorphose kommt in Eruptivgesteinen vor.

5. Glaukophan, Natron-Tonerde-Silikat Na2OAl2O3 + 4SiO2. Kristallisiert monoklin. Blau durchscheinend. Härte 6–61/2. Spez. Gew. 3,1. Leicht schmelzbar. Gesteinsbildend in der Reihe der kristallinen Schiefer.

6. Krokydolith, eine faserige Abart einer aus Natron-Eisenoxyd-Silikat bestehenden Hornblende. Ohne äußere Kristallformen. Blau. Die Fasern sind zäh, elastisch biegsam und blau durchscheinend; seidenglänzend. Härte 4. Spez. Gew. 3,2–3,3. Wird geglüht braunrot und gibt Wasser ab. Schmilzt leicht zu einem schwarzen magnetischen Glas. Durch Säuren unangreifbar. Bei der Umwandlung mancher Krokydolithvorkommen entsteht Quarz in faseriger Beschaffenheit. In dem sogenannten Falkenauge ist der Krokydolith teilweise in farblosen bis gelben (durch Eisenhydroxyd gefärbten) Quarz umgewandelt. Beim Tigerauge hat sich diese[140] Umlagerung ganz vollzogen. Beide, Falkenauge und Tigerauge (s. Quarz), kommen als sogenannter Krokydolith viel in den Handel, vornehmlich aus Griquatown in Südafrika.

7. Nephrit, Beilstein, Nierenstein, ein dichter, verworren faseriger, scheinbar homogener Strahlstein, zum Teil mit beigemengtem Diopsid. Nephrit von Ostturkestan enthält 58% SiO2, 1,3% Al2O3, 2,07% FeO, 24,18% MgO, 13,24% CaO, 1,28% Na1O. Sehr zäh und schwer zu sprengen. Ist keine Schieferung vorhanden, so wird der Stein beim Zertrümmern zuerst stark erhitzt und dann plötzlich in kaltem Wasser abgekühlt, wobei er zahlreiche Risse erhält, nach welchen sich der Stein durch den Hammer weiter zerlegen läßt. Die Bruchfläche ist sehr splitterig. Farbe grün infolge des Eisengehaltes, und zwar in verschiedenen Tönen. Bei sinkendem Eisengehalt wird der Nephrit heller, in wenigen Fällen sogar farblos; selten sind gelbe und braune Töne. Stets undurchsichtig und nur in dünnen Schichten durchscheinend. Härte 6; Glas wird geritzt. Spez. Gew. 2,91–3,01, leichter als der manchmal ähnlich aussehende Jadeit. Von Säuren nicht angreifbar. Vor dem Lötrohr wird er trüb und weiß; schwer schmelzbar. Kommt in kristallinen Schiefern, besonders in Hornblendeschiefern, und Serpentin als Einlagerungen vor, so in Schießen, Skandinavien, vor allem aber in Asien (Ostturkestan, Bucharei, Pamirgebiet, Nanschangebirge in der Provinz Kansu in China), Neuseeland. Die Vorkommen in Ostturkestan bei Yarkand und Khotan liefern den in Handel kommenden und in der Industrie verarbeiteten Nephrit teils in Form von eckigen Bruchstücken, teils in Form von Flußgeröllen; diese letzteren gelten als das wertvollste Material. Der Nephrit dient den asiatischen Naturvölkern bis heute als ein wertvoller Zierstein, dann auch zu Waffen, Messer, Beilen, Meißeln u.s.w. und wurde in Form von Beilen schon in den frühesten Kulturepochen nach Europa gebracht. Hier wird er heute wenig mehr als Schmuckstein verwendet. Nur die schön grünen Steine von Neuseeland werden noch jetzt zu Ring- und Nadelsteinen benutzt, Außerdem wird er zu allerhand kleinen Nippessachen, Dosen, Vasen, Figuren, Papiermessern u.s.w. verarbeitet. Bedeutend ist der Verbrauch von Nephrit noch in China, wo er in zahlreichen Farbentönen und zu sehr verschiedenen Preisen in den Handel kommt und zur Herstellung von Kunstgegenständen aller Art dient. Die Bearbeitung ist auf der Drehbank möglich, doch wird er auch auf Sandstein geschliffen.


Literatur: Bauer, Edelsteinkunde, Leipzig 1896, S. 514–523; Fischer, Nephrit und Jadeit, 1875; Traube, Neues Jahrb. f. Miner. 1884, Beil. Bd. 412; Meyer, Mitteil. der Anthropol. Ges., Wien 1883, 1885. – Bogdanowitsch, K.J., Verhandlungen der kais. russ. mineral. Gesellsch. 1892, XXIX (russ.).

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 140-141.
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