Bleilegierungen

[71] Bleilegierungen. Legierungen des Bleies lassen sich mit fast allen übrigen Metallen und auch mit einigen Metallverbindungen herstellen. Bleizusatz macht andre Metalle im allgemeinen weicher und leichtflüssiger, während umgekehrt andre Metalle dem Blei eine größere Härte und schwerere Schmelzbarkeit verleihen.

Schon beim Verschmelzen der Bleierze erfolgt eine Legierung des Bleies mit allen in dem Erze vorhanden gewesenen Metallen, das sogenannte Werkblei. Man verarbeitet auch Erze, Hüttenprodukte und Abfälle der Metallindustrie gemeinschaftlich mit Bleierzen, um die darin enthaltenen wertvolleren Metalle, legiert mit Blei, auf einfache Weise zu gewinnen (s. Verbleiung unter Silber). Die bei der weiteren Verarbeitung des Werkbleies zur Edelmetallgewinnung entstehenden Legierungen, Kupferschaum, Zinkschaum u.s.w. s. Silber. Ein ebenfalls bei der Verarbeitung des Werkbleies abfallendes Oxydationsprodukt, der Abstrich, liefert nach vorgängiger Saigerung in Flammöfen zur Abscheidung von mechanisch eingeschlossenem Blei beim reduzierenden Verschmelzen (Verfrischen) das Antimonial- oder Hartblei, eine Legierung von Blei mit einem Bleiantimonid, 14–25% Antimon enthaltend. Sie bildet eine bleifarbige körnig kristallinische Metallmasse von größerer Härte und Sprödigkeit als Blei. Leicht schmelzbar und gut zum Vergießen geeignet, dient das Hartblei, wie es die Bleihüttenwerke liefern, direkt zum Gießen von Maschinenteilen und Apparaten für chemische Fabriken. Es zeichnet sich nämlich durch Unempfindlichkeit gegen Säuren und andre Chemikalien aus. Auf einen den jeweiligen Anforderungen entsprechenden Antimongehalt gebracht (Zuschmelzen von Blei oder Antimon) oder nach Legierung mit andern, den Schmelzpunkt oder die Fertigkeit beeinflussenden Metallen (Wismut, Zinn, Zink, Kupfer) findet das antimonhaltige Blei ausgedehnte Anwendung für die Schriftgießerei (Buchdruckschriften, Lettern, Typen, Stereotypen, Klischees, Notendruckplatten). Derartige Legierungen pflegt man als Lettern-, Typen-, Schriftgießermetall, Schriftzeug zu bezeichnen. Einige Angaben über ihre Zusammensetzung sind in nachgehender Tabelle enthalten:


Bleilegierungen

Aehnliche Anforderungen wie an das Schriftgießermetall stellt man auch an eine Reihe von Lagermetallen, so besonders an die Weißgußlagermetalle. Es werden daher auch für diese Zwecke ganz beträchtliche Mengen Antimonialblei verbraucht. Die Zusammensetzung solcher Legierungen s. Lagermetall. – Ein geringer Arsenzusatz (nur etwa 0,5%) verleiht dem Blei oder vielmehr der dadurch entstehenden Blei-Bleiarsenidlegierung eine beträchtliche Härte. Gleichzeitig besitzt die geschmolzene Legierung, wenn sie in dünnen Strahlen, also aus einem Siebe kommend, eine einigermaßen hohe, kalte Luftschicht durchfällt, die Eigentümlichkeit, ziemlich genaue Kugeln zu bilden und so zu erstarren. Von dieser Eigenschaft macht man bei der Fabrikation von Bleischrot (Flintenschrot, Hagel, Rehposten, Roller) Anwendung. Zinnerne Leitungsröhren an Bierpressionen und sonstigen Getränkeabfüllvorrichtungen dürfen nicht über 1% Blei enthalten, zinnerne Eß-, Koch- und Trinkgeschirre nicht über 10% (auch Faßhahnen); s.a. die Literatur. Ueber die Legierungen des Bleies mit den übrigen Metallen s. Kadmium-, Kupfer-, Wismut-, Zinnlegierungen, Bronze, Lagermetalle, Löten, Messing, Gold und Silber.


Literatur: s. Blei; außerdem Ledebur, Verarbeitung der Metalle auf mechanischem Wege, Braunschweig 1877; Ders., Metallverarbeitung, Braunschweig 1882; Ders., Legierungen, Berlin 1890; Muspratts theoretisch-praktische analytische Chemie von Stohmann und Kerl, Bd. 1, Braunschweig 1888; Reichsgesetz betreffend den Verkehr mit blei- und zinkhaltigen Gegen ständen vom 25. Juni 1887.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 71-72.
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