Dreischraubenschiffe

[106] Dreischraubenschiffe, d.h. Schiffe mit drei Schraubenpropellern und drei getrennten Maschinenanlagen, finden zurzeit nur in der Kriegsmarine vielfach Verwendung. Deutschland, Nordamerika und Frankreich haben in den schnellen Panzerdeckkreuzern »Kaiserin Augusta«, »Columbia« und »Dupuy de Lôme« dieses System zuerst zur Ausführung gebracht. Es entsprang dem Bedürfnis, einesteils die Maschinenkraft möglichst zu teilen, andernteils jedoch in der Hauptsache, größere Strecken auf See mit geringem Kohlenverbrauch zurücklegen zu können.

Da bei den Pferdestärken von 12000–20000 die Steuerung der Maschinen nicht so eingerichtet werden kann, daß man bei 1200–1500 indizierten Pferdestärken entsprechend einer Marschgeschwindigkeit von 10–12 Knoten mit günstigem Füllungsgrad arbeitet (man muß den Dampf drosseln), so suchte man durch eine Dreiteilung der Maschinenanlage und durch Benutzung nur einer Maschine bei geringer Geschwindigkeit – die beiden seitlichen Schraubenpropeller laufen dann losgekuppelt frei mit – einen möglichst günstigen Kohlenverbrauch und hierdurch bei gleichem Bunkerinhalt einen größeren Aktionsradius zu erzielen [3]. Diese bessere Oekonomie der Dreischraubenmaschinen durch den alleinigen Gebrauch der Mittelschraube bei ausgekuppelten Seitenschrauben hat sich jedoch als ein Irrtum erwiesen, da beim Gebrauch der Seitenschrauben und gleichzeitigem Auskuppeln der Mittelschraube günstigere Kohlenverbräuche sich ergeben. Wenn trotzdem das Dreischraubensystem für die Maschinenanlagen großer Kriegsschiffe in Deutschland und Frankreich allgemein angenommen ist, so hat dies seinen Grund in nachgehenden Vorzügen gegenüber den Zweischraubenmaschinen: 1. größere Betriebssicherheit der gesamten Anlage und des Schiffes, 2. kleinere Abmessungen der Maschinenteile und hieraus bedingt geringeres Eigengewicht der Maschine, 3. geringere Höhe und bessere Unterbringung der Maschinen unter dem Panzerdeck, 4. bessere Manövrierfähigkeit [2]. Die Nachteile der größeren Kompliziertheit und Unübersichtlichkeit der Anlage sowie des vermehrten Maschinenpersonals sind für die Kriegsmarine weniger ausschlaggebend, für die Handelsmarine jedoch schwerwiegend, und haben dementsprechend die Anwendung des Dreischraubensystems für Schnelldampfer bisher ausgeschlossen [1].


Literatur: [1] Busley, Die neuen Schnelldampfer der Handels- und Kriegsmarine, Kiel 1893.[106] – [2] Ein Beitrag zur Frage der Dreischraubenschiffe, Marine-Rundschau 1901, S. 255, 935. – [3] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1892, S. 1124; 1895, S. 1100.

T. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 106-107.
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