Fehlingsche Lösung

[668] Fehlingsche Lösung, ein wichtiges Reagens zur direkten maßanalytischen Bestimmung der zur Klasse der Hexosen oder Glukosen gehörenden Zuckerarten, wie z.B. des Trauben- und des Fruchtzuckers. Zur Darstellung der Fehlingschen Lösung werden genau 34,64 g kristallisiertes Kupfersulfat in Wasser gelöst, 200 g Seignettesalz (Kalium-Natriumtartrat C4H4KNaO6 + 4H2O) und 600 cbcm Natronlauge vom spez. Gew. 1,12 hinzugefügt und die Lösung auf 1 l verdünnt.[668]

Die Anwendung der Fehlingschen Lösung beruht auf dem Reduktionsvermögen der Hexosen, besonders auf ihrer Fähigkeit, aus alkalischen Lösungen von Kupferoxydsalzen beim Erwärmen Kupferoxydul zu fällen, wobei 1 Molekül der Hexosen ungefähr 5 Atome Kupfer als Kupferoxydul abscheidet. 10 cbcm der Fehlingschen Lösung bedürfen daher zur völligen Reduktion 0,05 g der Hexose. Von den Di- und Polysacchariden reduzieren nur Maltose und Milchzucker beim Erhitzen direkt, die übrigen, also auch der Rohrzucker, müssen zunächst durch Kochen mit verdünnter Säure in die Glukosen gespalten werden. Auf diese Weise, durch Inversion, ist also auch der Gehalt einer Lösung an Rohrzucker vermitteln; der Fehlingschen Lösung festzustellen. Zur Ausführung der Titration läßt man die zu prüfende Zuckerlösung in die siedende Fehlingsche Lösung einlaufen. Die Zuckerlösung wird etwa 1/2–1 prozentig angewendet. War der Zucker vorher durch Kochen mit Säuren invertiert worden, so muß die Säure natürlich vor der Titration neutralisiert werden. Die Fehlingsche Lösung erfährt für die gewichtsanalytische Bestimmung der einzelnen Zuckerarten in ihrer Zusammensetzung einige Abweichung, immer aber Ist die verwendete Lösung eine alkalische Kupfersulfat-Seignettesalzlösung. Auch variieren die Bestimmungsmethoden für die einzelnen Zuckerarten in der Kochdauer: Bestimmung des Traubenzuckers nach Meißl-Allihn, des Invertzuckers nach Meißl, der Maltose nach E. Wein, der Lävulose nach Lehmann, des Milchzuckers nach Soxhlet. Zur Berechnung der Resultate bedient man sich entsprechender Tabellen. Näheres in der Spezialliteratur: Röttger, Nahrungsmittelchemie, Leipzig 1903; Bujard-Baier, Hilfsbuch für Nahrungsmittelchemiker, Berlin 1900.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 668-669.
Lizenz:
Faksimiles:
668 | 669
Kategorien: