[36] Filtration, eine im Laboratorium wie in der Technik häufig ausgeführte Operation, die den Zweck hat, feste, in einer Flüssigkeit suspendierte Stoffe von dieser zu trennen. Den Apparat, dessen man sich beim Filtrieren bedient, nennt man Filter, die durch das Filter gegangene Flüssigkeit Filtrat.
Im Laboratorium besteht ein Filtrierapparat in der Kegel aus einem gläsernen Trichter, an dessen Wände ein entsprechend gefaltetes Filter aus Filtrierpapier so angelegt wird, daß der Trichterrand über den Filterrand etwas hervorragt. Das Filtrat wird in einem geeigneten Gefäß gesammelt. Zur Beschleunigung der Filtration dient in vielen Fällen zweckmäßig eine Saugvorrichtung. Man setzt das Ablaufrohr des Trichters vermittelst eines Gummistopfens luftdicht in ein starkwandiges Gefäß, die sogenannte Saugflasche, ein, deren seitlich angesetztes Rohr man mit einer kleinen, in den Laboratorien üblichen Wasserstrahlluftpumpe verbindet. Die Spitze des Filters schützt man vor dem Zerreißen durch Einsetzen in einen kleinen Konus aus durchlöchertem dünnen Platinblech. Oder man wendet sogenannte Filterplatten an, das sind runde, mit einer Reihe von Durchbohrungen versehene Scheiben aus Porzellan oder Glas, die sich an die Trichterwandungen anlehnen und mit einer Scheibe Filtrierpapier oder Asbest überdeckt werden, wobei namentlich darauf zu achten ist, daß an den Filterwandungen ein guter Schluß hergestellt wird.
In einzelnen Fällen finden im Laboratorium auch kleine Filterpressen (s.d.) Anwendung; oder man filtriert durch eine grobmaschige Leinwand, sogenanntes Koliertuch, die an einem viereckigen Rahmen von Holz, dem Filtrierrahmen, aufgespannt wird. Letztere Filtriereinrichtung bietet den Vorteil, daß nach beendeter Filtration dem auf dem Filter gebliebenen Rückstand die noch zurückgehaltene Flüssigkeit durch Auspressen des Rückstandes in dem zusammengefalteten Tuch entzogen werden kann.
In der Technik besitzen die Filter mannigfache Formen je nach der weiteren Verarbeitung der durch die Filtration getrennten Stoffe. Hierbei liegen drei Möglichkeiten vor. Entweder handelt es sich um die Weiterverarbeitung des Filtrats, und der Rückstand auf dem Filter ist wertlos; oder dieser ist gerade das zu verarbeitende Hauptprodukt, und das Filtrat geht zu den Abwässern; oder aber beide Produkte sind wertvoll und sollen weiterverarbeitet werden.
Handelt es sich um das Klären von Flüssigkeiten, z.B. Obstsäften u. dergl., so benutzt man Spitzbeutel von Leinen oder Filz, die an Holzböcken aufgehängt sind, oder besondere Filtriervorrichtungen. Zum Sammeln und Auswaschen von Niederschlägen dienen die sogenannten [36] Seihbottiche, Behälter von Holz oder Metall, die einen falschen durchlöcherten Boden enthalten. Dieser ist mit Zeug bespannt oder mit Matten bedeckt und hält den Niederschlag zurück, während das Filtrat aus einer zwischen den beiden Böden befindlichen Oeffnung abläuft. In der Zucker- und Stärkefabrikation (s.d.) sowie in mannigfachen andern Betrieben bedient man sich kompliziert konstruierter Filterpressen.
Von besonderer Bedeutung für die öffentliche Gesundheitspflege sind die Filtrierapparate, die zur Filtration des Wassers dienen (s. Filter und Wasserreinigung).
Bujard.
Lueger-1904: Bodenfilterung oder -filtration