Galvanokaustik [2]

[246] Galvanokaustik (hydroelektrische Metallätzung).

Dieselbe beruht auf der Elektrolyse oder elektrochemischen Zersetzung von wässerigen Elektrolyten, wobei die metallische Anode sich auflöst, falls das Umsetzungsprodukt ein lösliches ist. Während bei der Galvanoplastik z.B. Kupfersulfatlösung elektrolytisch zersetzt und metallisches Kupfer an der Kathode abgeschieden wird, löst sich an der Kupferanode das Metall auf, was einer Aetzung entspricht (»Galvanokaustik«). Für graphische Zwecke überzieht man die Kupferplatten mit einem Aetzgrund aus Wachs und Harz, legt nach Art der Radierung das Metall bloß und bewirkt im Elektrolyten den Aetzprozeß. Man kann auf dem Aetzgrund auf photographischem Wege mittels des Asphalt- oder Chromleimverfahrens (eingebrannte Chromfischleimbilder) Bilder herstellen und galvanokaustisch ätzen. Als Elektrolyt für Kupfer dient Kupfervitriol, für Zink Zinksulfat oder -acetat, Salmiak u.s.w., für Silber verdünnte Schwefelsäure oder Silbersulfat, für Eisen oder Stahl Lösungen von Eisenvitriol und Chlorammonium oder Ammoniumferrosulfat. Die Galvanokaustik hat wenig Anwendung gefunden; in einzelnen Fällen ätzt man Stahl auf diesem Wege zur Anfertigung von Klischees für Briefmarkendruck mit hohen Auflagen. Die Aetzung erfolgt scharf in die Tiefe [1]. Vgl. a. Aetzung, S. 26. – Das elektrische Aetzen von Zink kann nach Strecker auch bei unreinem Zink angewandt werden, wenn man eine Stromdichte von mindestens 2 Ampere auf 1 qdm benutzt (D.R.P. Nr. 158757). – Zwecks mikroskopischer Untersuchung geätzter Schliffe von Metallegierungen (s. Metallographie) bedient man sich auch des elektrischen Stromes. Die Metallflächen werden mit Schmirgel, dann mit Tonerde, die man durch Glühen von Ammoniakalaun oder mit Chromoxyd, durch Glühen von Ammoniumbichromat erhält, poliert. Als Elektrolyt dient eine Lösung, die für sich das Metall nicht angreift. Die Stromdichte ist 1/100 bis 1/1000 Amp./qcm. Die geätzten Stellen lassen sich gut durch einen dünnen Ueberzug von Zaponlack konservieren [2].


Literatur: [1] Eder, Heliogravüre, Halle a. S. 1920. – [2] Le Chatelier, Zeitschr. f. physik. Chemie 1901, 37. Bd., S. 123. – [3] Prelinger, Photogr. Korresp. 1903, S. 68. – [4] Silbermann, Fortschritte auf dem Gebiete der photo- u. chemigraphischen Verfahren 1877–1906, Leipzig 1907.

J.M. Eder.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 246.
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