Gefällmesser

[336] Gefällmesser nennt man Instrumente, die zum Messen oder Abstecken des Gefälles von Linien, d.h. der trigonometrischen Tangente des Neigungswinkels (in der Regel in Prozenten ausgedrückt), dienen.

Wird die Blei- oder Setzwage (s. Bleilot) mit einer den trigonometrischen Tangenten der Neigungswinkel entsprechenden Skala (Gefällskala) versehen, so kann an dem Lotfaden oder an dem mit der Libelle versehenen Arm (Alhidade) sofort das Gefälle eingestellt und abgesteckt oder abgelesen werden (Berg-, Wall-, Trancheenwage). Bei denjenigen Instrumenten, die zum Uebertragen von Linien bestimmten Gefälles in das Gelände, also zum Abstecken von Wegtracen, dienen sollen, wird einer Absehlinie, gebildet durch ein Diopter (s.d.) oder ein kleines Fernrohr, die erforderliche Neigung erteilt und das Gefälle parallel zur Geländelinie durch Benutzung zweier gleich langer Stäbe (mit Zielscheibe) ermittelt. Die Uebertragung der bestimmten Neigung auf die Ziellinie kann in verschiedener Weise geschehen durch pendelnde Einstellung der Gefällskala oder mit Hilfe von Libellen. Nach diesem Prinzip sind eine große Anzahl von Instrumenten konstruiert worden.

Ein sehr zweckmäßiges und vielgebrauchtes Instrument ist der Senkel- oder Gefällrahmen von Bose. Ein Metallrahmen, entsprechend aufgehängt und balanciert, trägt eine lotrechte Gefällskala, an der ein Schieberdiopter auf das betreffende Gefälle eingestellt werden kann. Bei der Einstellung auf 0 soll die Absehlinie horizontal schweben. Bei Mayers Patent-Gefällmesser wird ein mit Gefällskala versehener Kreis durch ein Gewicht in eine konstante Stellung zur Lotlinie eingerichtet. Der Kreis trägt zentrisch drehbar ein Fernrohrdiopter und einen zweiten Kreis mit einer zweiten (nonienartigen) Teilung zur Einstellung auf bestimmte Gefälle. Aehnlich sind eine Anzahl andrer Instrumente (z.B. von Hurth, Desaga u.s.w.). – Wird an einem Stab ein mit Diopter versehenes Lineal um eine horizontale Achse drehbar befestigt, so kann das Lineal durch ein angehängtes Gewicht so belastet werden, daß die Absehlinie bei bestimmten Stellungen des Gewichtes in bestimmte Gefälle sich einstellt. Diese Vorrichtung nennt man den Gefällstock. Staudingers Gefällmesser ist ein Nivellierdiopter (s.d.) mit lotrechter Gefällskala und darauf verschieblichem Objektivdiopter. Weitere Instrumente verwenden Libellenspiegelung (vgl. Nivellieren, Freihandinstrumente zum Höhenmessen, auch Abney Level).

Die Prüfung der Instrumente hat sich zu erstrecken auf: 1. die Untersuchung, ob die Absehlinie bei der Stellung auf 0 horizontal ist (Indexfehler); dies geschieht durch Ermittlung des Gefälles an beiden Enden einer Linie (Hin- und Herzielung); 2. auf die Richtigkeit der Teilung; dies geschieht am einfachsten durch Zielungen nach einer in bekannter Entfernung aufgestellten Nivellierlatte (Instrumentangabe = Höhenunterschied gegen die Nullinie, dividiert durch die wagerechte Entfernung). Die Genauigkeit der Absteckung entspricht etwa einem mittleren Fehler von ± 0,1–0,2° für eine Höhenrichtung (bei besseren Instrumenten und Uebung weniger), so daß, wenn für exakte Fortführung der Absteckung Sorge getragen wird, eine Wegtrace auf 1 km Entfernung mit einem mittleren Höhenfehler von etwa ± 1–2 m abgesteckt werden kann; s.a. Freihandinstrumente sowie Höhen- und Neigungsmesser. Wegen der Gefällschraube an Nivellierinstrumenten s. Nivellieren.

Reinhertz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 336.
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