Grundwasser [2]

[337] Grundwasser. Hydrologische Grundbegriffe.

1. Grundwasser im allgemeinen oder Bodenwasser ist alles unter der Erdoberfläche in flüssiger Form vorkommende Wasser.

2. Grundwasser im speziellen oder Geschiebegrundwasser (geschlossenes Grundwasser) ist das in den Kiesen und Sanden des Untergrunds auf relativ undurchlässiger Sohle ruhende oder sich bewegende Wasser. Bei dieser Definition ist es gleichgültig, woher das Wasser flammt und ob seine Qualität gut oder schlecht, gleichmäßig oder schwankend ist.

3. Unter Bergfeuchtigkeit kann man verliehen das durch kapillare Bewegung in feste Gesteine und lose Gesteinsschichten in Form dünner Benetzungshäutchen gelangte Wasser.

4. Als Sickerwasser (hängendes Grundwasser) kann man zwischen Geschieben in die Tiefe sinkende, von der Erdoberfläche oder von offenen Gewässern kommende oder durch Kondensation entstandene Wasser bezeichnen, ehe sie sich mit einem Geschiebegrundwasser vereinigt haben.

5. Quellwasser entsteht an Stellen, wo Grundwasser auf die Erdoberfläche austritt. Aus dem Gebiet des Geschiebegrundwassers führen wir noch folgende Definitionen an. Im Gegensatz zu Grundwasserströmen stehen die Grundwasserbecken, welche jedoch Zu- und Abfluß besitzen können. Die von Grundwasser erfüllten Schichten nennt man Grundwasserträger, Grundwasser tragende oder besser Grundwasser führende Schichten.

Die Grundwasser lagern auf undurchlässigen oder wassertragenden Sohlen. Das Grundwasser kann einen freien oder einen gespannten, artesischen, Spiegel haben, je nachdem die Mächtigkeit der wasserführenden Schicht größer oder kleiner ist, als zur Aufnahme der Grundwassermenge erforderlich wäre. Dabei kommt es oft vor, daß ein freier Grundwasserspiegel auf eine bestimmte Untergrundstrecke oder während einer bestimmten Zeit in einen artesischen Spiegel übergeht, oder umgekehrt.

Zwischen den Grundwasser führenden Schichten finden sich nicht selten undurchlässige Zwischenschichten. Man spricht dann nach A. Thiem von Grundwasserstockwerken oder Grundwasserhorizonten.

Die undurchlässigen Sohlen besitzen im allgemeinen eine ebenso wechselnde Oberfläche als der Erdboden selbst. Man erhält daher auch förmliche unterirdische Wasserscheiden.

Es ist ein Irrtum, den Untergrund, speziell die Grundwasserträger, als gleichartig anzusehen. Dasselbe Prinzip der Ungleichartigkeit gilt vielmehr für alle Zustände und Vorgänge im Untergrund, mögen sie hydrologischer, geologischer, physikalischer oder chemischer Natur sein.


Literatur: [1] Keilhack, Grundwasser- und Quellenkunde, Berlin 1912. – [2] Weyrauch, Die Wasserversorgung der Städte, Leipzig 1914, S. 294.

R. Weyrauch.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 337.
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